Dr. Roman Angulanza: Papst Benedikt XVI. und ich

SALZBURG (Roman Angulanza) / Das Fundament zu festigen, auf dem alles gründet – so verstand Papst Benedikt XVI. seinen Dienst, den Auftrag Jesu an Petrus: „Und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen … Stärke deine Brüder“.
Verzicht auf Petrusdienst
Alle Kräfte setzte er dafür ein, die Freundschaft mit Gott zu fördern, der in Jesus ein menschliches Gesicht und ein menschliches Herz angenommen hat und der noch am Kreuz um unsere Liebe bettelt. Ein Zweites forderte ihm sein Petrusdienst ab: Alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Einheit weltweit zu fördern. Bisher war die Sicht auf ihn weitgehend überlagert von Wunschvorstellungen, was alles verändert und verbessert werden sollte, damit Kirche wieder attraktiv wird. Jetzt kann der Blick frei werden auf ihn, wer er wirklich ist und was ihm am Herzen liegt.
Was Benedikt XVI. wirklich wollte
„Wer glaubt ist nie allein – im Leben nicht und auch im Sterben nicht“ sagt er in seiner ersten Predigt als Papst und spricht auch an, was für ihn Christwerden bedeutet: „Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus gefunden zu werden. Es gibt nichts Schöneres, als ihn zu kennen und anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken.“ Das mag oft mühsam erscheinen, aber diese Aufgabe „ist schön und groß, weil sie letzten Endes Dienst an der Freude Gottes ist, die in der Welt Einzug halten möchte“. „Erst wo wir dem lebendigen Gott in Christus begegnen, lernen wir, was Leben ist.“ Und jetzt folgen entscheidende Aussagen wie er den Menschen sieht: „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.“ Und: „Habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles.“ Benedikt weiß: „Jeder Mensch hat den Wunsch, als Person angenommen und als eine heilige Wirklichkeit betrachtet zu werden, da die Geschichte jedes Menschen eine heilige Geschichte ist und größte Achtung erfordert.“ Das lebt er auch überzeugend in jeder Begegnung: Er ist ganz präsent, ganz für den Menschen da, der ihm gerade gegenübersteht, in wacher und anteilnehmender
Zuwendung.
Stets „einfacher Arbeiter im Weinberg“
Der große Denker, wie er oft genannt wird, tritt zurück – hinter den, dem er zeitlebens gefolgt ist, in dessen Dienst als Papst er „ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“ sein wollte. Seine liebenswürdige Menschlichkeit, seine natürliche Bescheidenheit fern allen Strebens, sich in den Vordergrund zu spielen, wird ihm von allen bestätigt, die ihm begegnet sind. Der große Denker ist aber vor allem ein großer Beter – „der erste Beter seiner Kirche“. Das wird er jetzt in noch höherem Maße sein.
Bildunterschrift: Beim Schülertreffen 2012 hat Roman Angulanza Papst Benedikt XVI. zuletzt getroffen. Die beiden verbindet eine respektvolle Freundschaft. Den Zeitpunkt des Rücktritts des Heiligen Vaters bezeichnet Angulanza als Überraschung. „Dass er geht, wenn ihn die Kraft verlässt, hat er klar ausgesprochen, etwa in seinem letzten Interview-Buch“, sagt der frühere KBW-Direktor und rät, die Worte des Papstes einfach aufmerksam zu lesen.