Evangelienkommentar 5. Sonntag der Osterzeit (Joh 13, 31–33a.34–35)
(rb–15.5.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Br. Thomas Hessler OSB, Leiter des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen.
Das gelebte JA!
Es ist immer neu, wenn ich es höre:
So einander zu lieben, wie ER uns geliebt hat.
Diese Botschaft überrascht mich immer aufs Neue.
Und Sie fordert mich heraus –
aus der Resignation;
aus meinen Fixierungen;
aus meiner Furcht;
aus meiner Abwehr und Ablehnung;
aus meiner Beziehungslosigkeit.
Meferenzieren, das heden können, sind verbindlich.
Diese Botschaft Jesu lädt mich ein, in Beziehung zu kommen.
Unser Br. David hier im Kloster definiert „Liebe“,
als „das gelebte JA zur unbedingten Zugehörigkeit.“
Wir verwechseln unsere „Liebesbeziehungen“
mit Handelsbeziehungen. Wenn Du den Rasen mähst,
dann koche ich Dir Dein Lieblingsgericht – Liebling.“
Oder „Wenn Du mich beim Geschäftsessen mit meinen
Kollegen begleitest, dann fahren wir nächsten Monat
in die Therme – Liebling.“
Das klingt zwar sehr klischeehaft, aber es sind doch
eingefahrene Muster in unseren „Beziehungsspielen.“
Diese „Handelsbeziehungen“ haben auch ihre Berechtigung.
Nur mit Bedingungslosigkeit haben Sie wenig zu tun.
In der Liebe, wenn sie dann alltäglich gelebte
Beziehungskultur ist, stelle ich keine Bedingungen.
Sie ist Ausdruck unbedingter Zugehörigkeit.
Sie ist die Erkenntnis, dass „ich durch Dich so ich bin“ (E. E. Cummings)
Dieses gelebte JA ist die innerste Dynamik von Beziehung.
Sie ermöglicht ein Miteinander und fördert das Füreinander.
Sie entspringt jenem Ursprung, den wir „göttlich“ nennen
und bringt eine menschliche Beziehungskultur zu Tage,
die das Leben stärkt.
Zwischentext „Ich bin durch dich so ich“ (E. E. Cummings).
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 19/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.