Evangelienkommentar 2. Sonntag der Osterzeit (Joh 20, 19–31)

(rb–24.4.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Birgit Palzer, Pastoralassistentin in Bad Hofgastein, Bad Gastein, Dorfgastein und Böckstein.

Zweifel und Glaube

Immer wenn ich dieses Evangelium höre oder lese, dann beneide ich die Jünger. Ja ich gebe es zu ich bin ein bisschen neidisch. Manchmal wünscht man sich Jesus auch so klar und deutlich vor sich stehen zu haben oder eine Offenbarung so wie Johannes sie hatte.
Denn es gibt Situationen das fällt es ungemein schwer zu Glauben und man beginnt zu Zweifeln. Wir sind keine Augenzeugen, wir haben nur die Erzählungen über Jesus und sein Wirken und die könnten ja durchaus nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Prüfen auf ihre vollständige Richtigkeit können wir sie nicht, es gibt schließlich keinen Augenzeugen mehr, die wir fragen könnten. Schon sehr herausfordernd zu Glauben mit diesen vielen Fragezeichen die bleiben.
Diese Momente des Zweifelns, sie gehörten zum Glauben ganz selbstverständlich dazu. Glaube und Zweifel darf man nicht getrennt voneinander sehen oder sie gar gegeneinander ausspielen.

 

Der Zweifel ist eben auch Bestandteil der Gottessuche. Wer zweifelt, der sucht und fragt. Am Glauben zu Zweifeln heißt aber nicht, nicht zu glauben.

Das zeigt das heutige Evangelium, in diesem wird der Skepsis und dem Zweifel Raum gegeben. Thomas spricht seine Zweifel aus und Jesus lässt sich darauf ein, geht auf seine Fragen ein. Er verurteilt nicht, sondern er zeigt Verständnis dafür das Thomas ihn mit seinen Händen angreifen will. Ja Thomas will es begreifen können was so unvorstellbar ist. Ein Toter wird lebendig, eine Botschaft, die aller menschlichen Erfahrung widerspricht.
Ja Jesus lebt. Übersehen dürfen wir dabei nicht, Jesus kehrt nicht in sein altes Leben zurück. Nach Ostern ist nicht alles so wie vor Ostern. Das merkt man daran, Jesus zeigt bei seinem Erscheinen seine Wundmale her. Die Kreuzigung, das Leid und der Schmerz wird nicht übergangen, sondern hat seinen Platz. Es soll uns zeigen, Jesus wurde von Gott verherrlicht und verwandelt.
Wir dürfen genauso wie Thomas unsere Zweifel äußern und mit unseren Fragen zu Jesus komme. Und meine Zweifel werden ernst genommen und ich darf sie in Gottes Hände legen mit der Hoffnung das Gott meine Zweifel irgendwann auflöst.                  

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 16/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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