Erzbischof Franz Lackner neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz

Erzbischof Franz Lackner steht für die nächsten sechs Jahre an der Spitze des heimischen Episkopats.
MARIAZELL (kap) / Die Österreichische Bischofskonferenz hat einen neuen Vorsitzenden: Erzbischof Franz Lackner (63) folgt Kardinal Christoph Schönborn (75) nach, der nach 22 Jahren das Amt von sich aus altersbedingt zurücklegt hat. Der Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz war schon in den letzten fünf Jahren Schönborns Stellvertreter in der Bischofskonferenz. Die Wahl erfolgte heute Dienstag in Mariazell, wo der katholische Episkopat bis Donnerstag seine Vollversammlung abhält. Zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz wurde der Linzer Bischof Manfred Scheuer (64) gewählt.
Kardinal Schönborn hatte die Sommervollversammlung am Montagnachmittag noch eröffnet und die Sitzung bis zur Wahl am Dienstagvormittag geleitet. Mit der Annahme seiner Wahl hat dann der Salzburger Erzbischof in einem Zug das Amt an der Spitze der Bischofskonferenz übernommen. Kurz danach erfolgte die Wahl des Stellvertretenden Vorsitzenden. Das neue Führungsduo aus Lackner und Scheuer steht somit für die nächsten sechs Jahre an der Spitze des heimischen Episkopats.
Erzbischof Franz Lackners Vision für sein neues Amt als Vorsitzender der Bischofskonferenz
Erzbischof Franz Lackner will in seiner neuen Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz zum einen die brüderliche Zusammenarbeit unter den Bischöfen Österreichs stärken und zugleich die „Sorgen, Nöte aber auch Hoffnungen und Visionen der Kirche in Österreich in die Weltkirche einbringen und auch anwaltschaftlich vertreten“. Das betonte er unmittelbar im Anschluss an seine Wahl.
Sein ausdrücklicher Dank gelte Kardinal Christoph Schönborn, der der Bischofskonferenz 22 Jahre vorgestanden war und diese mit Umsicht, Sorge und Liebe geführt und vertreten habe. Dies nehme er sich auch als Vorbild mit für seine künftige Aufgabe.
Lackner rief die Bischöfe zugleich zu einer neue Nachdenklichkeit auf, wie das Wesentliche des Glaubens, das Evangelium mit seiner Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes, noch verstärkt werden könne. Die Kirche müsse sowohl „Salz der Erde“ als auch „Licht der Welt“ sein, zitierte der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz ein biblisches Wort.
Auf die Coronakrise angesprochen, sagte der Erzbischof, dass sie auch für die kirchlich Verantwortlichen eine einzigartige Erfahrung gewesen war. Am Anfang selbst „tastend“, habe man versucht, verantwortungsvoll für die Menschen da zu sein und für den Staat ein verlässlicher Partner zu sein. Dass über viele Wochen keine öffentlichen Gottesdienste möglich waren, sei für viele Menschen ein großer Verzicht gewesen, räumte der Erzbischof ein. „Aber ich bin überzeugt, dass dies ein großer Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung war und dafür gebührt auch allen der Dank von Seiten der öffentlichen Stellen“.
Kardinal Schönborn hatte im März Rücktritt erklärt
Mit dieser personellen Weichenstellung endet die mittlerweile 22 Jahre andauernde Ära von Kardinal Schönborn an der Spitze der Bischofskonferenz. Am 30. Juni 1998 hatte der Wiener Erzbischof vom damaligen Grazer Diözesanbischof Johann Weber den Vorsitz in der Bischofskonferenz übernommen, den er aufgrund mehrfacher Wiederwahl seither ohne Unterbrechung innehatte. Zuletzt war Schönborn im November 2016 für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt worden.
Anfang März hatte Kardinal Schönborn schriftlich von sich aus seinen Rücktritt erklärt. Somit hätte ursprünglich die Wahl seines Nachfolgers bereits Mitte März stattfinden sollen. Die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden und Kardinal Schönborn wurde damals von den Bischöfen gebeten, sein Amt bis auf Weiteres auszuüben.
Gleichzeitig wurde damals von der Bischofskonferenz eine bischöfliche Ad-hoc-Kommission unter dem Vorsitz des Kardinals eingesetzt, der auch Erzbischof Lackner sowie die Diözesanbischöfe Scheuer (Linz) und Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau) angehören. Die Kommission hat seither in der Regel wöchentlich per Videokonferenz getagt und sich mit allen wichtigen und unaufschiebbaren Fragen angesichts der Corona-Krise befasst.
Aufgaben des Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz: Moderator, Gesicht und Stimme
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist kirchenrechtlich gesehen kein „Oberbischof“ und hat daher auch keine Befugnisse, in die vom Kirchenrecht klar geregelten und sehr umfassenden Kompetenz der Diözesanbischöfe einzugreifen. Formal ist er nur ein auf sechs Jahre gewählter Vorsitzender eines Gremiums, das relativ wenige Eigenkompetenzen hat. Freiwillig und somit einstimmig können die Diözesanbischöfe jedoch die Themenbereiche ausdehnen, die sie österreichweit verbindlich regeln wollen, was auch immer wieder geschieht und gerade während der Corona-Krise der Fall war.
Der Vorsitzende leitet laut Statut die Vollversammlung der Bischofskonferenz, die er zuvor einberufen und mit Unterstützung des Generalsekretärs vorbereitet hat. Seine Aufgabe ist nach innen mehr die eines Moderators unter den Bischöfen, gleichzeitig ist er nach außen Stimme und Gesicht des österreichischen Episkopats. Weil zu seinen Kompetenzen auch die Beziehungen zwischen Kirche und Staat gehören, hat der jeweilige Vorsitzende der Bischofskonferenz real ein großes Gewicht in der österreichischen Kirche.
Biografie des neuen Vorsitzenden, Erzbischof Franz Lackner
Franz Lackner wurde am 14. Juli 1956 als Anton Lackner in Feldbach geboren und stammt aus dem südoststeirischen Dorf St. Anna am Aigen. Lackner wuchs in kleinbäuerlichen Verhältnissen auf und begann nach der Pflichtschule eine Lehre als Elektriker. In Zypern, wo er von 1978 bis 1979 als UNO-Soldat diente, erwuchs in ihm die Entscheidung, Priester zu werden. Lackner trat daraufhin 1979 in das Aufbaugymnasium Horn ein.
1984 folgte der Eintritt in den Franziskanerorden. Er nahm den Ordensnamen seines Ordensgründers (Franz von Assisi) an und legte 1989 als Franz Lackner die Ewige Profess ab. 1991 wurde er zum Priester geweiht. Nach dem Theologiestudium in Wien und dem philosophischen Doktorat an der päpstlichen Universität Antonianium des Franziskanerordens in Rom unterrichtete der Steirer dort Metaphysik, bis er 1999 zum Provinzial der Franziskanerprovinz von Wien berufen wurde. Im selben Jahr erfolgte der Lehrauftrag in Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz.
Im Oktober 2002 wurde Franz Lackner zum Weihbischof der Diözese Graz-Seckau ernannt und am 8. Dezember 2002 zum Bischof geweiht. Am 10. November 2013 wählte das Salzburger Dom- und Metropolitankapitel Lackner zum Erzbischof von Salzburg; Papst Franziskus bestätigte am 18. November die Wahl. Am 12. Jänner 2014 wurde Lackner in das Amt des 91. Bischofs von Salzburg eingeführt.
Als Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz steht Erzbischof Lackner an der Spitze der westösterreichischen Diözesen. So wurde Lackner im vergangenen Jahr im Auftrag von Papst Franziskus als Apostolischer Visitator nach Kärnten entsandt, um die Situation in der Diözese Gurk zu klären. In der Bischofskonferenz ist Lackner für die Referate Universitäten und Theologische Fakultäten und Ehe, Familie und Lebensschutz zuständig. Vor fünf Jahren wurde er im Zuge der Frühjahrsvollversammlung (2. bis 5. März 2015) zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt.
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Biografie des Stellvertreters, Bischof Manfred Scheuer
Bischof Manfred Scheuer wurde am 10. August 1955 in Haibach ob der Donau in Oberösterreich geboren. Nach der Matura am Bischöflichen Gymnasium Petrinum Linz studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Linz Theologie und trat in das Linzer Priesterseminar ein. Von 1976 bis 1981 setzte er seine Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom fort. Am 10. Oktober 1980 wurde Scheuer in Rom zum Priester geweiht.
Zusammen mit Aufgaben in der Seelsorge begann seine akademische Laufbahn. Neben Lehraufträgen in Linz, St. Pölten und Salzburg wirkte er auch in Deutschland an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg und schließlich von 2000 bis 2003 an der Theologischen Fakultät Trier als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte.
Am 21. Oktober 2003 ernannte Papst Johannes Paul II. Manfred Scheuer zum Bischof der Diözese Innsbruck, wo er am 14. Dezember 2003 die Bischofsweihe empfing. Am 18. November 2015 wurde Scheuer schließlich von Papst Franziskus zum neuen Bischof der Diözese Linz ernannt, deren Leitung er am 17. Jänner 2016 übernahm.
In der Bischofskonferenz ist Scheuer derzeit für die Ökumene und die Kontakte zum Judentum verantwortlich. Er ist Mitglied der Glaubenskommission und der Finanzkommission der Bischofskonferenz sowie für das Mauthausen Komitee, den Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, die Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft/MIVA, das Studentenförderungswerk „Pro Scientia“ zuständig.
Pressefotos zum Download:
<link file:167576 _blank>Erzbischof Franz Lackner (c) Kathpress/Paul Wuthe
<link file:167577 _blank>Erzbischof Franz Lackner und Bischof Manfred Scheuer (c) Kathpress/Paul Wuthe
