Heiliger Johannes der Evangelist
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Johannesprolog, Joh 1,1.14)
Apostel, Evangelist, Theologe
Der Autor des vierten und jüngsten Evangeliums und von drei Briefen des Neuen Testaments und der Offenbarung wird in der kirchlichen Tradition mit dem Apostel Johannes (= hebr. „Gott ist gnädig“) gleichgesetzt. Johannes wurde er in der Nähe des Sees Genezareth, wo er als Fischer arbeitete, von Jesus gemeinsam mit seinem Bruder Jakobus d. Ä. berufen. Der Apostel Johannes zählt zum innersten Kreis der Jüngerschaft und war einer der ersten, denen der auferstandene Jesus begegnet ist. Im Evangelium nach Johannes bezeichnet sich dieser selbst als „Lieblingsjünger“ oder „Jünger, den Jesus liebhatte“. Der Überlieferung nach starb Johannes ca. 100 n. Chr. in Ephesos, in der heutigen Türkei, nachdem er auf der Insel Patmos die Offenbarung des Johannes verfasst hatte.
Bei der Erzählung seines Lebens vermischen sich Legenden verschiedener, wahrscheinlich unterschiedlicher Personen. Ob also der Apostel, der „Lieblingsjünger“, der Evangelist und der Autor der Offenbarung des Johannes ein und derselbe Mensch sind oder nicht, lässt sich nicht klar belegen. In der Theologie wird von der traditionellen Gleichsetzung der Johannes-Figuren abgewichen. Unter anderen, weil die die Entstehungszeiten der Texte auf die Zeit nach dem überlieferten Tod 100 n. Chr. datiert werden.
Das Evangelium nach Johannes
Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den drei sogenannten „synoptischen“ Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas) erheblich. Die Absicht des Autors war möglicherweise nicht, eine Biografie über Jesus von Nazareth zu verbreiten. Die abstrakten theologischen Ansätze versuchen, die Bedeutung Jesu Christi für das Heilsgeschehen der Welt verdeutlichen.
In der Kirchengeschichte hat sich so manche antijüdische Polemik auf Aussagen aus dem Evangelium nach Johannes berufen. Forscherinnen und Forscher gehen heute davon aus, dass diese Texte in einer Zeit der Abspaltung der christusgläubigen Sekte vom Judentum entstanden sein könnten. Wichtig zu betonen ist aber, dass Jesus von Nazareth selbst gläubiger Jude war und eine Reformbewegung der jüdischen Tradition vertrat. Antijüdische Tendenzen in den neutestamentlichen Texten und Aussagen sind also kritisch zu betrachten und rechtfertigen in keiner Weise Antijudaismus und Antisemitismus.
Besonders wichtig für das Evangelium nach Johannes sind die sieben „Ich-bin-Worte Jesu“:
„Ich bin das Brot des Lebens.“ Joh 6,35
„Ich bin das Licht der Welt.“ Joh 8,12
„Ich bin die Tür.“ Joh 10,9
„Ich bin der gute Hirte.“ Joh 10,11
„Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Joh 11,25
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Joh 14,6
„Ich bin der wahre Weinstock.“ Joh 15,1
Ikonografie
Üblicherweise wird den Evangelisten in der christlichen Ikonografie ein Tier zugewiesen: Markus der Löwe, Lukas der Stier, Matthäus der Mensch, und der Evangelist Johannes wird mit dem Adler dargestellt. Es finden sich auch Darstellungen von ihm mit Kelch und Schlange, wegen der Legende eines versuchten, aber missglückten Giftanschlags auf ihn.
Patrozinium und Brauchtum
Bauernregeln zu Johannes dem Evangelisten
„Hat der Evangelist Johannes Eis, / dann macht es auch der Täufer heiß.“
Kirchen in der Erzdiözese mit Patrozinium Johannes Evangelist
Pfarrkirche zu den beiden Johannes / Golling an der Salzach
Stadtpfarrkirche beide Johannes / Saalfelden am Steinernen Meer
Johannesschlösslkapelle am Mönchsberg / Salzburg
Johannes am Imberg / Salzburg
Pfarrkirche Scheffau / Scheffau am Wilden Kaiser
Pfarrkirche St. Johann zu Ehren der Heiligen Johannes der Täufer und Johannes Evangelista / St. Johann im Pongau
Mariä Himmelfahrt und beide Johannes / St. Johann in Tirol