„Vision des Friedens“ bei ökumenischem Gebet in Salzburg

SALZBURG (eds) / Unter dem Titel „Frieden für Artsach“ (Berg-Karabach) haben der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan am Mittwochabend zum Ökumenischen Friedensgebet eingeladen. In der nach wie vor angespannten Situation wolle man sich „mit den Armenierinnen und Armeniern im Gebet verbunden wissen“, bekräftigte Erzbischof Lackner seine Solidarität in seinen Begrüßungsworten in der Salzburger Kollegienkirche.
Zu Beginn des Friedensgebets wies Professorin Jasmine Dum-Tragut, Leiterin des Zentrums zur Erforschung des Christlichen Ostens (ZECO), auf die dramatischen Ereignisse der vergangenen Jahre hin. „Karabach ist verwaist. Was mit den Menschen passiert, die jetzt zumeist in Armenien Unterschlupf gefunden haben, ist ungewiss“, schilderte die Wissenschaftlerin. Das Schicksal der armenischen Kulturdenkmäler sei akut bedroht. Zudem drohe eine Wiederholung der ethnischen Säuberung, die durch Aserbaidschan bereits im ehemals armenischen Nachitschewan stattgefunden habe. „Karabach wird laut Dekret am 1. Jänner 2024 aufgelöst werden und die kleinste frühchristliche Region, das östlichste Siedlungsgebiet des antiken und mittelalterlichen Armeniens ist damit verloren.“
Friedensstifter Jesus
In seiner Predigt erzählte der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan von seiner „Vision des Friedens“ und vom Friedensstifter Jesus. Trotz schwierigen Situationen habe Bischof Petrosyan Gottes Frieden wie einen Schutz erlebt. „Er liefert mich nicht meiner Angst aus, sondern stellt mich in den Schutzraum Gottes. Daraus kann mich niemand vertreiben. Da bin ich geliebt, ohne mich beweisen zu müssen.“ Der Friede Gottes zeige ihm, „wo ich herkomme, wo ich hingehöre und hingehe. Bei Gott bin ich zu Hause, da bin ich geborgen. Da bleibt Frieden kein Sehnsuchtsort und kein Sehnsuchtswort.“ Das Evangelium lebe von dieser „gewaltigen Vision von Frieden“. Dieser Friede sei in Stücken und Fragmenten bereits jetzt im Leben vorhanden.
Austausch im Bischofshaus
Zuvor hatte Erzbischof Lackner Bischof Petrosyan, den armenisch-apostolischen Pfarrer Andreas Isakhanyan, in Vertretung von Botschafter Armen Papikyan den Sekretär der Armenischen Botschaft in Österreich, Tigran Zakaryan, sowie Professorin Jasmine Dum-Tragut zum Austausch in das Bischofshaus eingeladen. Themen des Gesprächs waren etwa die prekäre Situation in Artsach und die mögliche Hilfe für die armenischen Vertriebenen aus dieser derzeit tiefwinterlichen Region. Die Vertreter der armenischen Kirche brachten ihre Dankbarkeit für die Solidarität seitens der Kirchen Österreichs zum Ausdruck. Zudem wurde die Sorge um frühchristliche Kulturdenkmäler, armenische Kirchen und Klöster geäußert. Als Gastgeschenke wurden unter anderem eine armenische Ikone und Honig aus dem Salzburger Erzbischöflichen Garten überreicht.
Hilferuf für armenische Bevölkerung von Artsach
Das Friedensgebet war eine gemeinsame Veranstaltung der „Pro Oriente“-Sektion Salzburg, des Zentrums zur Erforschung des Christlichen Ostens der Universität Salzburg, der KHG Unipfarre Salzburg und des Friedensbüros Salzburg. „Die vertriebenen Menschen benötigen unsere Hilfe. Wir möchten ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind, obwohl sie sich von Europa und dem Westen seit drei Jahren völlig verlassen fühlen. Wir stehen zu Artsach“, betonten die Veranstaltenden bereits in der Einladung den Hintergrund dieser Solidaritätsaktion.
Artsach/Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, war aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und hatte sich in 1990er-Jahren mit Unterstützung Jerewans in einem blutigen Bürgerkrieg von Baku gelöst. Nach Kriegen 2020 und 2022 hatte Aserbaidschan große Gebiete zurückerobert und zuletzt den einzigen Zugang zu Armenien, den Latschin-Korridor, blockiert. Nach einem weiteren Angriff im September 2023 flüchtete die gesamte verbliebene armenische Bevölkerung, zw. 110.000 und 150.000 Menschen, nach Armenien. Die christliche Diözese Artsach hörte damit faktisch auf zu existieren.