Schwerhörig, gehörlos, blind, mit Platzbedarf – und im Dom gut aufgehoben

Katharina Lennartz, Reinhard Grobbauer mit Dolmetscherin, Irene Unterkofler, Gerhard Schreder und Barbara Schubert am Tag der Inklusion im Dom zu Salzburg.
SALZBURG (eds) / Eine blaue Plakette mit weißem Ohr und diagonalem Strich – an ihr erkennen schwerhörige Menschen, dass sie sich über ihre Hörgeräte oder Implantate im Dom zu Salzburg in eine sogenannte Induktionsschleife einklinken können. „Betroffene gibt es sehr viele, ich schätze zwischen 30.000 und 50.000 allein im Bundesland Salzburg. Die Zahl der Gehörlosen liegt etwa bei 600 Personen“, sagt Reinhard Grobbauer, Geschäftsführer des Verbandes der Gehörlosenvereine. „Vergessen wir nicht die vielen Frauen und Männer mit Altersschwerhörigkeit“, ergänzt Gerhard Schreder. Der Mediziner deutet auf sein Hörgerät. Dank T-Spule darin kann er die Gottesdienste im Dom mitverfolgen.
Die beiden Männer sind am Tag der Inklusion, dem 5. Mai, in die Salzburger Bischofskirche gekommen. Mit einbeziehen statt ausschließen – so lautet dort das Motto. Erzbischof Franz Lackner, der oft im Dom die heilige Messe feiert, steht dafür ein, dass möglichst viele Menschen an Gottesdiensten teilhaben können.
Dass der Dom – obwohl historisch und deshalb vom Denkmalschutz besonders umsorgt – zu weiten Teilen barrierefrei ist, loben Irene Unterkofler und Katharina Lennartz. Sie sind Mitarbeiterinnen im Seelsorgeamt der Erzdiözese. Mit ihren Bedürfnissen kommen sie gut in die Kirche und bis nach vorne zu den Sitzbänken.
Barbara Schubert ist in der Erzdiözese Salzburg für die Seelsorge mit Menschen mit Behinderung zuständig. Sie erinnert daran, dass es für Gotteshäuser und kirchliche Einrichtungen ein Budget gibt, wenn etwa Gebärdendolmetsch benötigt wird. Sogar eine ganze Firmvorbereitung sei schon einmal so übersetzt worden. Das begrüßt Reinhard Grobbauer, der mit seiner Dolmetscherin zu dem Termin gekommen ist. „Gerade bei Hochzeiten oder Taufen ist es wichtig, dass alle teilhaben können“, sagt er.
Teilhabe für alle als Menschenrecht – auch in der Kirche
Erzbischof Franz Lackner sagt zum Welttag am 5. Mai: „Inklusion bedeutet die vollständige Teilhabe in allen Lebensbereichen. Was bedeutet das für uns als Kirche? Der Glaube ist zentraler Bestandteil unseres Lebens. Gerade in schwierigen Zeiten vermag das Hören des Wortes Gottes, das gemeinsame Feiern der Eucharistie, das Gebet in der Kirche, Kraft zu geben, Hoffnung zu spenden und Zuversicht zu schenken. Unsere Gotteshäuser sind dabei jene Räume, in denen Gottes Gegenwart in besonderer Weise erfahrbar wird. Umso wichtiger ist es, dass wir stets bemüht sind, möglichst allen Menschen diesen Erfahrungsraum zu eröffnen.“
Barbara Schubert: „Für die wirkliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen gibt es noch viel Luft nach oben. Die umfassende Barrierefreiheit ist in vielen Bereichen des täglichen Lebens bei Weitem noch nicht umgesetzt. Barrierefreiheit ist für Inklusion die Grundlage.“ Immerhin sei Inklusion ein Recht, das in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen festgeschrieben sei. Diese sei in Österreich seit Oktober 2008 in Kraft, gibt sie zu bedenken.
Verbesserungsbedarf gebe es freilich, sagt etwa Katharina Lennartz. Die blinde Frau wünscht sich ein detailreiches Modell des Doms, damit auch sie „begreifen“ kann, was das Gebäude ausmacht. Damit stößt sie bei Barbara Schubert auf offene Ohren. Ein solches Modell ist auch ihr ein Anliegen.
Gottesdienste mit Gebärdendolmetsch im Dom
In regelmäßigen Abständen gibt es Messen, bei denen eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher die Inhalte in Gebärdensprache übersetzt. Die kommenden Termine stehen bereits fest:
- Sonntag, 30. Mai, 10 Uhr
- Sonntag, 27. Juni, 10 Uhr
„Für die Livestreams im Internet hat das Dom-Team eine Extrakamera angeschafft, damit alles gut sichtbar ist“, sagt Barbara Schubert.
<link http: www.salzburger-dom.at live live-video>Hier geht's zum Stream