Santa Maria dell'Anima in Rom erhält Benno-Reliquie von Kardinal Marx

ROM (kap) / Vor genau 500 Jahren wurde er von Papst Hadrian VI. heiliggesprochen. Heute ist der heilige Benno von Meißen der Stadtpatron von München. Bei einem festlichen Gottesdienst am Dienstag fanden all diese Bezüge in der Kirche von Santa Maria dell'Anima, dem Sitz der deutschsprachigen Gemeinde in Rom, zusammen. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, feierte mit der Gemeinschaft des Priesterkollegs einen festlichen Gottesdienst am Grab von Hadrian VI., bei dem er der Anima auch eine Reliquie des heiligen Benno anvertraute.
Dankbar und erfreut darüber zeigte sich Rektor der Anima, Michael Max. "Nachdem es in unserer Kirche schon seit der Barockzeit einen eigenen Benno-Altar mit dem großartigen Bild von Carlo Saraceni gibt, war bereits im 19. Jahrhundert eine Büste als Reliquiar vorgesehen. Sie blieb allerdings bis zum heutigen Tag leer", so der aus der Erzdiözese Salzburg stammende Rektor im Interview mit Kathpress (Mittwoch). "Wir sind also Kardinal Marx zu besonderem Dank verpflichtet, dass es uns die Großzügigkeit der Erzdiözese München und Freising nun erlaubt, diese Lücke zu schließen." Erste Fühler waren bereits unter seinem Vorgänger, Rektor Franz Xaver Brandmayr, während der umfangreichen Kirchenrenovierung ausgestreckt worden.
In seiner Predigt beim Gottesdienst, den auch der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Bernhard Kotsch, mitfeierte, betonte Kardinal Marx die Wichtigkeit der Unterscheidung und eines aufmerksamen Blickes für das Wirken des Heiligen Geistes. "Nicht überall, wo sich die Stärkeren durchsetzen, ist automatisch gleich auch der Geist am Wirken", sagte er. Gerade in den beiden Jahrhunderten auf die das Leben und die Verehrung des heiligen Benno verweisen, könne das exemplarisch gesehen werden: Sowohl das 11. Jahrhundert mit dem Investiturstreit als auch das 16. Jahrhundert mit der Reformation seien Zeiten mit starken Um-, Ab-, und auch Aufbrüchen gewesen. Damals wie heute gelte es für die Kirche vor allem das Befreiende an der Botschaft Jesu zu verkünden und spürbar zu machen. "Dort ist das Reich Gottes zu finden, wo Menschen aufatmen können und nicht das Gefühl haben, hinuntergezogen zu werden", sagte der Münchner Kardinal.
Benno und das Fischwunder
Benno, der angeblich um 1010 in Hildesheim zur Welt kam, wurde im Jahre 1066 Bischof von Meißen. Im Investiturstreit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. stand er auf der Seite des Papstes. Der Kaiser ließ ihn kurzerhand absetzen. Um die Einsetzung eines widerrechtlich ernannten Bischofs zu verhindern, soll Benno der Legende nach den Schlüssel des Meißner Domes in die Elbe geworfen haben. Als er wieder in seine Diözese zurückkehren konnte, soll der Domschlüssel in einem aus der Elbe gefangenen Fisch wieder zum Vorschein gekommen sein. Genau dieses Fischwunder ist auf dem Altarbild des Benno-Altars in der Anima-Kirche zu sehen.
Der Überlieferung nach starb Bischof Benno am 16. Juni 1106 in Meißen und wurde im Dom beigesetzt. Im 13. Jahrhundert begann seine Verehrung als Heiliger. Am 31. Mai 1523 wurde Benno von Papst Hadrian VI. in Rom auch offiziell heiliggesprochen. Dies löste damals eine heftige Polemik von Seiten Martin Luthers über den Sinn der Heiligenverehrung aus. 1576 kamen die Reliquien zu Herzog Albrecht V. von Bayern, der sie 1580 im heutigen Münchner Liebfrauendom beisetzen ließ.