Praktische Philosophie lädt letztmalig in Salzburg zur Tagung

SALZBURG (eds) / Zum zehnten und vorerst letzten Mal widmet sich die „Tagung für Praktische Philosophie“ am 28. und 29. September in Salzburg der philosophischen Reflexion. Rund 150 Beiträge zu etwa 100 Themen werden heuer in acht parallelen Panels gebündelt präsentiert. „Ab 2024 wird die Tagung an der Universität Passau unter der Leitung von Prof.in Karoline Reinhardt als Kooperationsprojekt mit Professorin Birgit Beck von der TU Berlin fortgeführt“, heißt es vom Organisationsteam. Die Salzburger Michael Zichy und Gottfried Schweiger „bleiben der Tagung im wissenschaftlichen Organisationskomitee erhalten“. Zur Teilnahme und Diskussion eingeladen sind Interessierte und besonders auch Studierende aller Fachrichtungen. Studierenden wird der gleich gebliebene Tagungsbeitrag von 30 Euro erlassen.
Für die Organisatoren Zichy und Schweiger bleiben von diesem Tagungsjahrzehnt in Salzburg Erinnerungen, ein großes Netzwerk, Lockerheit, Forscherfreude und viele ermöglichte Forschungsprojekte. Dem zukünftigen Team wünschen sie, „dass es ihnen gelingt, diesen besonderen Charakter beizubehalten, denn das ist das, was diese Tagung von anderen Fachtagungen abhebt“.
Mit rund 150 Teilnehmenden sei die Tagung bei internationalen Teilnehmenden, insbesondere im deutschsprachigen Raum, ein fixer Bestandteil des Arbeitsjahres geworden. Die Diskurs- und Vernetzungsplattform gilt als „wichtigste Tagung innerhalb der philosophisch-ethischen Community“, erzählte Dekan Michael Zichy, assoziierter Professor am Fachbereich Philosophie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Damit einhergehend wurde von Salzburg aus die „Zeitschrift für Praktische Philosophie (ZfPP)“ gegründet und online etabliert. Sie habe sich zwar zu einem der wichtigsten Organe im Bereich der deutschsprachigen Ethik entwickelt, dennoch sei die laufende Finanzierung eine Herausforderung. „Die Tagung bietet auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine große Chance, ihre Themen zu präsentieren und, sich in die Diskussionen einzubringen. In einer freundlich-menschlichen Atmosphäre bekommen sie konstruktive Kritik.“ Das ist laut Dekan Zichy mit ein Grund, warum die Tagung so beliebt ist.
„Lebendigkeit“ und Aktualität
Gottfried Schweiger ergänzt: „Wir verstehen die Tagung offen für den gesamten Bereich der Praktischen Philosophie. Zusätzlich kommen Teilnehmende aus den Sozial- und Rechtswissenschaften sowie aus der Politikwissenschaft“. Der Senior Scientist im Bereich der politischen Philosophie am Zentrum für Ethik und Armutsforschung (ZEA) der Universität Salzburg lehrt zudem an der Hochschule München im Bachelorstudiengang für Soziale Arbeit und betreibt mit anderen den Philosophieblog „prae|faktisch“. Die Themenvielfalt der Tagungsbeiträge reicht etwa von aktuellen Themen im Bereich der Technikphilosophie und Künstlicher Intelligenz, über Flucht, Migration, Asyl, bis hin zu Klimakrise und Medizinethik. Neben Themen der Didaktik der Philosophie zeige diese Vielfalt die „Lebendigkeit der Disziplin“ sowie die „Aktualität der Philosophie“. Ein runder Tisch etwa zu Familie und Universität oder Rassismus sowie zur Geschlechtergerechtigkeit gebe Möglichkeit zur Eigenreflexion innerhalb der Philosophie.
Ein Tagungsübergreifendes Schwerpunktthema gibt es bis heute nicht. Zwei Plenarvorträge werden jedoch als Fixpunkt aufs Programm gesetzt. Tim Henning, Professor für Praktische Philosophie an der Universität Mainz, stellt sich am Donnerstag in seinem Vortrag die Frage, „Warum die Anzahl zählt - ein autonomie-basierter Ansatz“. Rahel Jaeggi, Professorin für Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, spricht am Freitag über den „Standpunkt der Emanzipation“. Seit dem Jahr 2018 leitet sie zudem das „Centre for Social Critique“ in Berlin.
Die Tagung für Praktische Philosophie ist eine Kooperationsveranstaltung des Fachbereichs für Philosophie KTH und des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. Sie wurde 2013 von Gunter Graf, Martina Schmidhuber, Gottfried Schweiger und Michael Zichy an der Universität Salzburg ins Leben gerufen.
(Infos: www.tagung-praktische-philosophie.org, www.praktische-philosophie.org/zfpp und www.praefaktisch.de)