Papst spricht Engelbert Kolland heilig

SALZBURG (eds) / Noch zehn Tage bis zum „Jahrhundertereignis“, so bezeichnet Weihbischof Hansjörg Hofer die bevorstehende Heiligsprechung von Engelbert Kolland in Rom. Der gebürtige Zillertaler und Missionar des Franziskanerordens verstarb 1860 im Alter von 33 Jahren als Märtyrer in Damaskus. Er wurde mit einer Axt hingerichtet, nachdem er sich mehrmals geweigert hatte, dem Glauben an Christus abzuschwören. Am 20. Oktober wird er von Papst Franziskus mit sieben weiteren Franziskanerbrüdern und drei Gläubigen der Maronitenkirche heiliggesprochen. Eine Delegation von über 300 Personen aus den beiden Bundesländern Salzburg und Tirol wird in Rom dabei sein. Erzbischof Lackner, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, Weihbischof Hofer und Vertreter des Franziskanerordens begleiten sie und feiern einen gemeinsamen Festgottesdienst in Santa Maria Maggiore.
Große Bedeutung für heutige Zeit
Die Heiligsprechung bereitet große Freude in der Erzdiözese Salzburg, der Diözese Innsbruck, im Zillertal und im Franziskanerorden, dem der Geistliche angehörte. Dazu finden zahlreiche Veranstaltungen rund um den 20. Oktober statt, wie ein dreitägiger Festakt im Zillertal mit Erzbischof Lackner, Weihbischof Hofer und Provinzialminister Fritz Wenigwieser. Für Erzbischof Lackner bedeutet die Heiligsprechung, dass Kolland nun nicht nur bedeutsam für unsere Region ist, sondern „ein Heiliger für die Gemeinschaft des katholischen Glaubens auf der ganzen Welt“. Außerdem sieht er in Kollands Martyrium und seiner Hinrichtung gerade in der heutigen Zeit „eine doppelte Mahnung: Einerseits, dass wir dem Glauben treu bleiben mögen, auch in den extremen Situationen; andererseits, dass brutale Gewalt keiner Religion als Mittel dienen darf.“ Auch Provinzialminister Wenigwieser sieht in Kolland einen „Fürsprecher für gerechten Frieden in der Welt und ein gutes Miteinander im Heiligen Land“. Engelbert hat sein Noviziatsjahr im heutigen Franziskanerkloster Salzburg absolviert.
Der verehrte Zillertaler
Das Zillertal, insbesondere die Pfarre Zell am Ziller, fördert seit Jahren die Verehrung Engelbert Kollands. Seit seinem 150. Todestag im Jahr 2010 wurden dort viele neue Projekte umgesetzt: Eine Engelbert-Kolland-Gemeinschaft zur Förderung der Verehrung wurde gegründet, ein Engelbert-Lehrpfad eingerichtet oder die imposante „Granatkapelle zum seligen Engelbert Kolland“ gebaut, die auf 2.087 Metern Seehöhe auf dem Penken im Jahr 2013 eingeweiht wurde. Sie ist ein beliebtes Ausflugs- und Pilgerziel, das einen Ausblick auf die Heimatgemeinde Kollands bietet. Seit Jahren beschäftigt sich Dekan Ignaz Steinwender aus Zell am Ziller mit dem zukünftigen Heiligen. Er betont: „Durch die Heiligsprechung am 20. Oktober wird er nun nicht nur den Menschen in seiner Heimat Zillertal, den Gläubigen aus der Erzdiözese Salzburg und dem Franziskanerorden, sondern der gesamten Weltkirche zur Verehrung empfohlen.“
Die Lebensstationen
Engelbert Kolland wurde 1827 mit dem Taufnamen Michael in Ramsau im Zillertal als fünftes von sechs Kindern eines Holzknechts geboren. 1837 wurde die Lutheraner Familie vertrieben und zog in die Steiermark. Mit Unterstützung von Erzbischof Friedrich Schwarzenberg konnte Kolland in Salzburg das Gymnasium besuchen. Danach trat er in den Franziskanerorden ein, nahm den Ordensnamen Engelbert an und legte am 22. November 1850 die feierliche Profess ab. Am 13. Juli des folgenden Jahres wurde er im Dom zu Trient zum Priester geweiht. Kolland studierte in Bozen, wurde 1855 als Missionar ins Heilige Land gesandt und kam nach kurzer Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche in seine letzte Wirkstätte, das Paulus-Kloster in Damaskus. Dort wirkte P. Engelbert als Seelsorger und erlangte aufgrund seiner Sprachkenntnisse und Hilfsbereitschaft große Anerkennung. Den Zusatznamen „Vater Engel“ erhielt er von den Einheimischen wegen seines unermüdlichen Einsatzes für Arme, Kranke und Sterbende. „Abouna Malak“ (Deutsch: Vater Engel) wurde er genannt. 1860 kam es zu Ausschreitungen, bei denen in wenigen Tagen etwa 8.000 Christinnen und Christen ermordet wurden. Im Zuge dessen wurde das Kloster angegriffen. Nachdem er drei Mal der Aufforderung, dem Christentum abzuschwören, widerstanden hatte, traf ihn kurz nach Mitternacht des 10. Juli 1860 ein tödlicher Axthieb. Damals erlitten weitere sieben Franziskaner aus Spanien, die mit ihm im Kloster lebten, sowie drei Gläubige der Maronitenkirche das Martyrium, die nun ebenfalls heiliggesprochen werden. Engelbert Kolland ist einer der Provinzpatrone der Franziskaner in Österreich und Südtirol und wurde im Oktober 1926, vor fast 100 Jahren, von Papst Pius XI. als Märtyrer anerkannt und seliggesprochen.
Weitere Informationen zur Heiligsprechung wie zu Engelbert Kolland finden Sie auf www.franziskaner.at, www.engelbert-kolland.at, www.pfarre.zell.at