Ökumenisches Gebet: „Darum gehen wir an Leid nicht achtlos vorüber“
SALZBURG (eds - 24. 1. 2023) / Der gestrige Abend stand in Salzburg erneut ganz im Zeichen der Ökumene: In der evangelischen Christuskirche versammelten sich Vertreterinnen und Vertreter sowie Gläubige der christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften Salzburgs zum gemeinsamen Gebet. Anlass war die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen. Neben Erzbischof Franz Lackner nahmen Generalvikar Martin Eisenbraun (altkatholische Kirche), Pfarrer Tilmann Knopf (evangelische Kirche), Pastorin Dorothee Büürma (evangelisch-methodistische Kirche), Erzpriester Dumitru Viezuianu (rumänisch-orthodoxe Kirche), Erzpriester Dragan Eric (serbisch-orthodoxe Kirche) und Pater Saliba Er (syrisch-orthodoxe Kirche) an der Feier teil.
Erzbischof Lackner hielt Predigt
Mit Blick auf das diesjährige Motto der Gebetswoche „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ (Jes 1,17) ging Erzbischof Lackner in seiner Predigt auf die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater ein. Nach diesem Brief bestehe das Evangelium darin, durch den Glauben an Jesus Christus den Geist zu empfangen und so zu einer neuen Schöpfung zu werden. „Eine neue Schöpfung werden wir nicht durch die Befolgung des Gesetzes. (…) Paulus schafft das Gesetz nicht ab“, so der Erzbischof. „Ich glaube nicht, dass in unserer Zeit ein großer Drang zurück in eine Gesetzesreligion festzustellen ist.“ Heute herrsche eher „so etwas wie eine Anlassgesetzlichkeit. Weil es im Moment gerade so passt, machen wir es so.“
Zu beachten sei auch der „theologische Fußabdruck“: „In der Ökologie ist allgemein verständlich, dass man eine Ressource, welche durch viele Millionen Jahre entstanden ist, nicht in einer Epoche beliebig ausnützen soll.“ Auch der Glaube habe eine längere Entstehungszeit. „Wie gehen wir mit dem Großmut Gottes um? Dürfen wir daraus einfach beliebig schöpfen?“, fragte Lackner. Der Erzbischof schloss mit: „Als gläubige Christinnen und Christen haben wir die Aufgabe, an einer Gesellschaftsordnung in Liebe und Gerechtigkeit mitzuwirken.“ Auf die Großmut Gottes antworte man „mit dem Großmut unseres Glaubens. Und das lässt uns nicht schweigen, davon müssen wir reden und kündigen und darum gehen wir an Leid nicht achtlos vorüber.“
Aufruf zur Unterstützung des Notreisendenprojekts BIWAK
Den abwechselnd von den verschiedenen christlichen Vertreterinnen und Vertretern vorgetragenen Gebeten, einem gemeinsamen Schuldbekenntnis und der Predigt des Erzbischofs schloss sich ein kurzer Vortrag von Herbert Müller (BIWAK) zur Situation der Armutsreisenden in Salzburg an. Müller ersuchte um die Intensivierung der Bemühungen und Spenden, um den durch das Projekt BIWAK Versorgten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Konkret rief er zur Bereitstellung von Mitteln auf, um Sanitäranlagen anschaffen zu können und die bisher ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzten auch finanziell unterstützen zu können. Die Feier endete mit einem gemeinsamen Segen und anschließender Agape.
Gemeinsames Gebet und Einsatz für die Armen
Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen findet in diesem Jahr zwischen von 18. bis 25. Jänner statt und wird von verschiedensten christlichen Konfessionen auf der ganzen Welt mit eigenen und gemeinsamen Veranstaltungen gestaltet. In diesem Jahr wird dabei der Frage nachgegangen, „wie Christinnen und Christen dazu aufgerufen sind, für die ganze Welt ein Zeichen der Einheit zu sein, die Gott uns bringt“.
Das Projekt BIWAK kümmert sich um die Winterbeherbergung von Notreisenden, überwiegend Roma aus Rumänien. Es startete im Jahr 2018 im Zuge des Zukunftsprozesses der Erzdiözese Salzburg. Zahlreiche Ehrenamtliche sind daran beteiligt. Die benötigten Räume werden von den Stadtpfarren, der Katholischen Aktion und der Erzdiözese bereitgestellt, die Sach- und Personalkosten tragen Erzbischof und Erzdiözese gemeinsam.