Neuer Klang für Gottes Wort

SALZBURG (eds/Nie-23. 11. 2018) / Mit 23.000 Bestellungen im deutschsprachigen Raum ist das neue Lektionar für Sonn- und Feiertage des Lesejahres C bereits ein Bestseller. Was sich für die Gottesdienstteilnehmer/innen und die Lektor/innen ändert, haben wir hier zusammengefasst.
Warum werden neue Lektionare eingeführt?
Seit 2016 liegt eine überarbeitete (revidierte) Fassung der Einheitsübersetzung der Bibel vor, die nach Kriterien wie aktueller bibelwissenschaftlicher Forschung und größerer sprachlicher Treue zum Originaltext erarbeitet wurde. Nun wird die neue Übersetzung auch in den Gottesdiensten hörbar. Dazu ist es notwendig, die im Gottesdienst verwendeten Bücher mit den Texten der Lesungen und Evangelien (Lektionare) auszutauschen. Das Projekt steht in einem größeren Zusammenhang: Das Feierbuch der Gemeinde, das Gotteslob, wurde 2013 ausgetauscht. Derzeit zurückgestellt ist die geplante Neuübersetzung des Messbuchs.
Werden die Änderungen für Gottesdienstteilnehmer/innen bemerkbar sein?
Ja, besonders bei bekannten Bibelstellen wie der alttestamentlichen Lesung in der Heiligen Nacht (Jesaja 9, 1–6) werden die revidierten Texte auffallen. Bisher begann die Lesung mit: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“
Jetzt lautet diese Stelle: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschatten wohnten, strahlte ein Licht auf.“ Die Veränderungen können als Anstoß dienen, sich wieder neu mit einer vermeintlich wohlbekannten Bibelstelle zu beschäftigen.
Was ändert sich neben den Bibeltexten selbst?
In den Briefanreden der zweiten Lesungen ist jetzt durchgehend von „Brüdern und Schwestern“ die Rede, nicht mehr nur von „Brüdern“. Das wird dort auffallen, wo bisher nicht schon „Brüder und Schwestern“ gelesen wurde. Bei den Einleitungen heißt es zudem beispielsweise nicht mehr „Brief des Apostels Paulus an die Römer“, sondern „Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Rom“. An Stellen, wo bisher der Gottesname „Jahwe“ stand, wird jetzt durchgängig „HERR“ gelesen. Das entspricht dem Zugang des Judentums, den Namen Gottes aus Ehrfurcht nicht direkt auszusprechen, sondern zu umschreiben.
Was ändert sich nicht?
Die Leseordnung, also die Vorgabe, welche Bibelstellen an welchem Tag im Gottesdienst zu lesen sind, bleibt gleich. Es wird nur die Übersetzung verändert.
Worauf können sich Lektorin-nen und Lektoren einstellen?
Ab jetzt steht unter jeder Lesung „Wort des lebendigen Gottes“ im Buch abgedruckt. Damit können die vielerorts vorhandenen Aufkleber auf dem Ambo mit Hinweis auf diesen Satz entfernt werden. Zur Vorbereitung auf die Lesungen stehen Publikationen wie der „Schott“ mit der revidierten Einheitsübersetzung zur Verfügung.
Welche Auswirkungen gibt es für die Kantoren?
Der Antwortpsalm, ob gesungen oder gelesen, ist wie die Lesungen ein Verkündigungstext aus der Bibel. Insofern ändern sich auch dort stellenweise die Texte. Wo Kantor und Gemeinde den Antwortpsalm abwechselnd sprechen, sollte die Fassung aus dem Gotteslob verwendet werden, da sich dieser von der Fassung im Lektionar unterscheidet. Die neue Übersetzung lag zum Zeitpunkt des Erscheinens des Gotteslobs noch nicht vor.
Erscheinen gleich alle Lektionare auf einmal?
Nein, das ist ein mehrjähriges Projekt. Heuer erscheint das Sonntagslektionar für das Lesejahr C, in den kommenden beiden Jahren folgen die anderen beiden Lesejahre A und B. Dazu kommen Lektionare für geprägte Zeiten, Messen mit besonderen Anliegen, für Verstorbene und zum Schluss in den Jahren 2021 und 2022 die Lektionare für die Wochentagsmessen. Insgesamt werden acht Lektionarbände und ein Evangeliar (nur mit den Evangelientexten) erscheinen.
Kann die Einführung mit dem ersten Adventsonntag eingehalten werden?
Auch wenn wegen der Nachfrage Pfarren, die mehr als ein Exemplar bestellt haben, zunächst nur eines bekommen, besteht die Hoffnung, dass der Termin fast überall eingehalten werden kann.
Gibt es Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Einführung der neuen Lektionare?
Ja, zum Beispiel über die Homepages des Österreichischen Liturgischen Instituts (www.liturgie.at) und des Österreichischen Katholischen Bibelwerks (<link http: www.jahrederbibel.at>www.jahrederbibel.at). Die Einführung der neuen Lektionare wird von diesen Institutionen zum Anlass genommen, die folgenden drei Jahre als „Jahre der Bibel“ zu begehen. Ansprechpartner sind auch die Liturgieverantwortlichen in den Diözesen.
Was tun mit alten Lektionaren?
Im Judentum werden alte Thora-Rollen aus Ehrfurcht vor dem Wort Gottes nicht einfach entsorgt, sondern begraben. Auch die alten Lektionare sind kein Fall für das Altpapier! Je ein Exemplar jedes Bandes sollte archiviert werden. Darüber hinaus schlagen die Liturgischen Institute unter anderem vor, die Bände (nach der Einführung des jeweils neuen Bandes) an Menschen zu verschenken, denen sie etwas bedeuten (zum Beispiel verdienten Lektorinnen und Lektoren). Auch eine künstlerische Weiterverwendung der Bände oder einzelner Seiten ist möglich. Letztlich sollte vor Augen bleiben, dass es sich hierbei nicht um „irgendein Buch“ handelt.
Foto: Gottes Wort im neuen Gewand: Das neue Lektionar wird am ersten Adventsonntag eingeführt.
Foto: eds/Nie