Militärpfarrer parat: Jetzt kommt die Miliz

Salzburg (eds-23. 4. 2020) / Premiere in der Zweiten Republik: Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Miliz einberufen, 13 Kompanien mit 3.000 Soldaten in ganz Österreich. Eingesetzt werden sie zur Unterstützung der jeweiligen Landespolizeidirektionen und der Landessanitätsdirektionen.
In der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim bei Salzburg ist Richard Weyringer seit rund zehn Jahren Militärpfarrer. Ein Posten, der gelegentlich belächelt wurde, wie er erzählt. Doch gerade jetzt betont der Seelsorger den Wert seiner Aufgabe: „Ich kann jungen Männern, die theologisch gesehen am Rand stehen und nicht unser Kernklientel sind, Hoffnung und Glauben näherbringen.“ Das bräuchten sie für den Covid-Einsatz jedenfalls, immerhin kämen sie aus ihren Zivilberufen und seien in einer ohnehin schon schweren Zeit von den Familien getrennt.
Den vergangenen Monat hat Weyringer sich mit einem Jägerbatallion aus der Steiermark auf die neue Lage während der Coronazeit vorbereitet. Seine Aufgaben? „Da sein, zuhören, reden, Rituale so weit wie möglich feiern“, sagt er. Derzeit arbeite er mit den Salzburger Jägern vor, die verlängert wurden, statt abzurüsten. „Die Motivation ist hoch, es gibt keine Klagen darüber“, erzählt er.
Anlaufstation zum Reden
Bei der Einweisung der Einberufenen am 5. Mai wird Richard Weyringer in der Schwarzenbergkaserne dabei sein. Die Milizsoldaten sollen sein Gesicht kennenlernen und wissen, dass er zum Zuhören und für Einzelgespräche da ist. „Dazu biete ich das Spenden der Sakramente an – so weit das eben möglich ist.“ Dem Militärkommandanten sei die Einhaltung von Abständen sehr wichtig, berichtet der Seelsorger. Die gesunde Distanz beachte er also auch in seiner Arbeit.
Weyringer, der auch in der Pfarre Hallwang wirkt, weiß, dass das Reden jetzt für viele eine wichtige Säule ist. „Viele ziehen sich zurück und verlegen sich auf das Telefonieren.“ Auch dafür stehe er parat.
Gottvertrauen, Gebet – und Lachen
Wenn Alexander Wessely über die Aufgaben der kommenden Monate spricht, klingt er zuversichtlich. Der Bischofsvikar für die Miliz des Bundesheeres ist Militärpfarrer im Burgenland und in diesen Tagen oft bei jenen Männern und Frauen, die zum normalen Dienst auch im Covid-Einsatz stehen. „Egal, ob jemand religiös ist, katholisch, glaubt oder nicht: Mit uns Seelsorgern sprechen alle gern, auch über Belastendes. Es ist ein Glücksfall, dass wir grundsätzlich dem Beichtgeheimnis unterstehen“, sagt Wessely im Gespräch mit dem Rupertusblatt.
Neben ehrlichem Zuhören und der ersten Frage „Wie geht es dir?“ seien Truppen- und Eigenschutz im geplanten Einsatz der Miliz wichtig. Will heißen: Mundschutz, Handschuhe, Desinfektion. Der Priester rechnet damit, dass sich in der Seelsorge ab Anfang Mai viel um das Thema Familie drehen wird. „Wir haben Väter, die räumlich nicht so weit weg sind von ihren Kindern. Doch für die Familien wird es sich anfühlen wie ein Auslandseinsatz, weil sie getrennt sind“, sagt Wessely.
Deshalb habe man ein Maskottchen erfunden, ein Schaf aus Plüsch. Das Stofftier wird Kindern erklären, wo ihre Papas sind und was sie machen. Der Militärdekan weiß, dass es auch längst Erwachsene interessant finden, wie viele Bananen in der Kaserne gegessen werden oder wie die Wäsche gewaschen werden muss. „Gottvertrauen, Gebet und Lachen, mit diesen drei Dingen gelingt eine gute Grundstimmung, mit der man arbeiten kann“, sagt der Militärdekan mit zuversichtlichem Tonfall.
Foto: Vorbereitet hat sich der Salzburger Militärpfarrer Richard Weyringer. Wenn die Miliz einrückt, ist da sein und zuören das Wichtigste, sagt er.
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