Lesungen und Kommentar KW22
Evangelium:
Mt 28, 16–20
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
1. Lesung:
Dtn 4, 32–34.39–40
Forsche doch einmal in früheren Zeiten nach, die vor dir gewesen sind, seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde schuf; forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende: Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses, und hat man je solche Worte gehört? Hat je ein Volk einen Gott mitten aus dem Feuer im Donner sprechen hören, wie du ihn gehört hast, und ist am Leben geblieben? Oder hat je ein Gott es ebenso versucht, zu einer Nation zu kommen und sie mitten aus einer anderen herauszuholen unter Prüfungen, unter Zeichen, Wundern und Krieg, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm und unter gro-ßen Schrecken, wie es der Herr, euer Gott, in Ägypten mit euch getan hat, vor deinen Augen? Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst. Daher sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, achten, damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht und du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle Zeit.
2. Lesung:
Röm 8, 14–17
Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Kommentar zu den Schriftstellen:
Sein Name ist Programm
Die erste Lesung entstammt einer zusammengestellten Rede des Mose an das Volk Israel. Bevor es in das versprochene Land einziehen darf, wird es an die Ereignisse auf dem Gottesberg erinnert. Dort hat Gott mit ihnen einen Bund geschlossen. Sie sollen nie vergessen, dass Gott es ist, der die Welt erschaffen hat, der Israel aus Ägypten befreit hat, der zu ihnen gesprochen hat. Es gibt keinen Gott außer Jahwe! Er ist seinem Namen – ich bin da für euch – treu geblieben von Anfang durch die Jahrhunderte der Geschichte bis heute. Wer an ihn glaubt, wer ihm vertraut, wird gar nicht anders können, als sich an ihm zu orientieren. Es ist dann selbstverständlich, dass er sich an die Regeln für die allerbeste Lebensweise hält. Damit wir uns das gut einprägen können, heißt es immer wieder: damit es dir gut geht und damit du lange lebst. Das ist ein Wunsch, den alle im Herzen tragen, und an dem wir selbst mitwirken können. Es drängt sich die Frage auf: Wer ist mein Gott? Gibt es noch andere „Götter“, Dinge, die mir heilig sind, die ich göttlich finde? Lasse ich mich vom Geist Gottes leiten?
„Gottes Name („Ich bin da für euch“) ist Programm durch alle Zeiten und für alle Menschen." Paulus greift dieses Motiv der Orientierung an Gott im Römerbrief auf. Wer sich vom Geist Gottes leiten lässt, gehört zur Familie Gottes. In den Bildern der damaligen Zeit zeigt er den Unterschied nochmals sehr deutlich: Wir sind keine Sklaven, die niedrige Dienste tun müssen, die verkauft werden konnten. Nein, durch den Geist, den wir empfangen haben, sind wir Familienangehörige Gottes. Durch den Geist Gottes erhalten wir Wert und Ansehen. Durch ihn sind wir mit Gott auf Du und Du. Wir nennen ihn mit dem Kosenamen (Abba), den Kinder verwenden. Diese herausragende und bedeutungsvolle Tatsache soll aller Welt bekannt werden.
Deshalb sendet Jesus im Matthäusevangelium die übrig gebliebenen elf zu allen Völkern. Ihr Auftrag ist es, alle Menschen die beste Lebensweise nach den Regeln Gottes zu lehren und sie zu taufen. Und zum Schluss erhalten sie Zusage, die seit der Offenbarung des Gottesnamens „Jahwe“ gilt: Ich bin für euch da, ich bin bei euch bis zum Ende der Welt. Gottes Name ist Programm durch alle Zeiten und für alle Menschen.
MMag. Albert Thaddäus Esterbauer-P. ist Vizekanzler der erzbischöflichen Kurie
<link mail window for sending>redaktion@rupertusblatt.at