Jugendpastoral muss etwas riskieren

SALZBURG (eds-30. 10. 2017) / „Seid mutig! Traut euch! Riskiert etwas!“, bestärkte Hildegard Wustmans, Professorin für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, die rund 40 Seelsorgerinnen und Seelsorger beim Pastoraltag der Erzdiözese Salzburg. Gemeinsam mit Weihbischof Hansjörg Hofer waren sie ins Tagungshaus Wörgl gekommen, um der Frage einer zeitgemäßen Jugendpastoral nachzugehen.
„In die Welt der Jugendlichen hinauszugehen erfordert die Bereitschaft, Zeit mit ihnen zu verbringen, ihre Geschichten, ihre Freuden und Hoffnungen, ihre Trauer und Angst anzuhören“, zitierte Wustmans aus dem Vorbereitungsdokument zur Weltbischofssynode, die sich im kommenden Jahr mit den jungen Erwachsenen befassen wird.
Die Pastoraltheologin plädierte für eine Haltung, die sich vom Lebensstil Jesu inspirieren lässt: von seinem „Interesse an dem, was Menschen Sinn und Bedeutung gibt“. Von seinen „Begegnungen an öffentlichen Plätzen“ und bei den Menschen zuhause. Von den Streitgesprächen, in denen er die „Etablierten mit einer anderen Ordnung der Dinge konfrontiert“. Eine solche Pastoral könne junge Menschen an den unterschiedlichsten Orten im wahrsten Sinn des Wortes erreichen, zeigt sich Wustmans überzeugt. Sie riskiere sich, entwickle sich weiter und arbeite nicht „mit Stempelkarten für den nachgewiesenen Gottesdienstbesuch im Rahmen einer Firmvorbereitung“.
Wustmans unterstrich die Bedeutung einer zeitgemäßen Jugendpastoral mit den Worten von Papst Franziskus: „Die Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt verlangt, das bequeme pastorale Kriterium des ‚Es wurde immer so gemacht‘ aufzugeben. Ich lade alle ein, wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe, die Ziele, die Strukturen, den Stil und die Evangelisierungs-Methoden der eigenen Gemeinden zu überdenken.“ (Evangelii Gaudium 33).
Events spielen in diesem Zusammenhang für die Theologin eine wichtige Rolle: „Sie vermitteln das Gefühl von exklusiver Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Nicht Vorträge und Diskussionen stehen im Mittelpunkt, sondern Erlebnisformen, die ein sinnenreiches Gemeinschaftserlebnis bieten.“ Junge Menschen könnten dabei eine weitere wichtige Erfahrung machen: „Es gibt noch andere, die glauben. Was sonst abwegig erscheint, ist hier normal.“ Ähnliche Erfahrungen seien auch an religiösen Orten wie in Taizé möglich, einem Ort mit ungebrochener Attraktivität für junge Menschen.
„Zeit ist eines ihrer höchsten Güter“, gibt Wustmans zu bedenken. „Deswegen finden Jugendliche nichts schlimmer, als sie mit Sinnlosigkeiten zu vergeuden.“ Aus diesem Grund sei ihr Engagement in der Regel zeitlich begrenzt. Und natürlich müsse es ihnen etwas bringen. „Kurzum: Es braucht einen messbaren, fühlbaren Mehrwert.“
Papst bittet Jugendliche um ihre Meinung
Papst Franziskus hat für den Oktober 2018 die Weltbischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ einberufen. Als Vorbereitung lädt der Vatikan zu einer weltweiten Umfrage unter jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren ein. Sie haben so die Möglichkeit, von ihren Lebensrealitäten und kirchlichen Erfahrungen zu berichten.
Erzbischof Franz Lackner richtet sich an die jungen Menschen seiner Erzdiözese: „Liebe Jugendliche! Papst Franziskus ist es wiederum gelungen zu überraschen. Er beruft eine Weltbischofssynode ein zum Thema Jugend, das ist einmalig. Nutzt die Chance! Bringt euch ein! Papst Franziskus möchte eure Meinung hören!“
Unter dem Link <link http: youth.synod2018.va _blank>youth.synod2018.va ist die Online-Umfrage abrufbar.
Foto: Hildegard Wustmans ermutigt die Seelsorgerinnen und Seelsorger, neue Wege in der Jugendpastoral zu gehen.
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