Internationale Zusammenarbeit: Kirche bleibt großer, aktiver Player
SALZBURG (eds) / Die Rolle der Religion in der internationalen Zusammenarbeit sei zwar je nach Staat unterschiedlich zu bewerten, doch „die Kirche ist insgesamt nach wie vor ein großer, aktiver Player“: Für ein Aufbrechen des Machtgefälles in der internationalen Zusammenarbeit sprach sich Weltkirche-Referent Markus Roßkopf im Nachklang des diesjährigen Weltkirche-Seminars aus. Die langfristige Perspektive müsse sein, dass auch andere Menschen ein „Leben in Fülle“ haben können, wie es im Johannesevangelium heißt. Die Veranstaltung am vergangenen Samstag im Bildungszentrum St. Virgil Salzburg stand unter dem Titel „Religion und internationale Zusammenarbeit“. Es gehe nicht nur darum, sich im Globalen Süden einzubringen, „sondern auch hier bei uns Veränderungen zu bewirken, etwa mit dem neuen Lieferkettengesetz“.
Für den Geschäftsführer der Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit der Erzdiözese Salzburg ist es wichtig, „sich dessen bewusst zu sein, in welchen Kontexten wir leben und mit welchen internationalen Verwicklungen wir umgehen müssen“. Es sei wesentlich, die Andersheit anzuerkennen, solidarischen Umgang miteinander zu haben, die „Option für die Armen“ zu leben und Strukturen aufzubrechen, damit Neues und Gutes entstehen kann. Denn im Mittelpunkt sollte stehen, „dass die Menschen vor Ort bessere Lebensbedingungen haben und in Würde leben können“.
Die etwa 30-köpfige Seminargruppe aus überwiegend in Pfarren ehrenamtlich Engagierten traf im Gespräch mit Prof. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, auf Doktorandin Magdalena Andrea Kraus vom Bereich Internationale Entwicklung an der Universität Wien und Jonathan Scalet, Fachreferent der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission. Dabei sei deutlich geworden, „dass die Gefahr immer besteht, Abhängigkeiten, die aus der kolonialen Geschichte heraus bestehen, mit anderen Mitteln und Konzepten fortzuschreiben“, unterstrich Roßkopf. „Wir müssen die Entwicklungszusammenarbeit dekolonialisieren. Mit Nächstenliebe, Gemeinschaft und der Hoffnungsperspektive hat Religion ein großes Potenzial, damit die Machtpotenziale in der internationalen Zusammenarbeit durchbrochen werden. Wir sind alle Gebende und Empfangende in einer Lerngemeinschaft.“ Dafür brauche es Menschen, die Brücken bauen zwischen den unterschiedlichen Kontexten.
Brückenbauende Menschen
Mit dem Altern und Sterben von Mitgliedern der Eine-Welt-Gruppen „geht auch die Brückenfunktion verloren, die sie durch die Kontakte in andere Ortskirchen hatten. Denn diese Gruppen wurden oft gegründet, um die Missionarinnen und Missionare in der eigenen Pfarre zu unterstützen“, erzählte er. Daher sei es nun wichtig, dieses Wissen und die Erfahrungen weiterhin in den Pfarren zu verankern: „Wir sind Teil eines größeren Ganzen, wollen uns einbringen mit einer Offenheit und, was bedeutet es umgekehrt, wenn Menschen aus anderen Kontexten mit uns leben und arbeiten.“
In einem der Foren wurden die neuen Leitlinien der katholischen Entwicklungszusammenarbeit in Österreich präsentiert. Neben der Vorstellung der Arbeit des Entwicklungspolitischen Beirates des Landes Salzburg durch Geschäftsführerin Kerstin Klimmer-Kettner und Friederike Flesch, boten in einem anderen Forum Maria und Markus Huttegger Einblicke in ihr Projekt in Uganda und sprachen dabei die Bedeutung und das Potenzial von Religion.
Das seit 2012 jährlich stattfindende Seminar wird veranstaltet vom Referat für Weltkirche der Erzdiözese Salzburg, in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission, dem Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der Paris Lodron Universität Salzburg und dem Entwicklungspolitischen Beirat des Landes Salzburg. (Infos: www.kirchen.net/weltkirche)