Festwoche anlässlich 400 Jahre Stadt- und Landesmutter Erentrudis
SALZBURG (eds) / Salzburg feiert heuer die heilige Erentrudis in besonderer Weise. Anlass ist die Ernennung zur Stadt- und Landesmutter vor 400 Jahren, am 4. September 1624, durch Erzbischof Paris Lodron. Sie war Stift Nonnbergs erste Äbtissin und ist Diözesanpatronin. Das Benediktinerinnenstift Nonnberg, das Land Salzburg und die Erzdiözese Salzburg laden neben dem Hochfest am Gedenktag (30. Juni) auch zur Festwoche ein (1. bis 8. September). Am Ende stehen eine heilige Profess im Stift mit Erzbischof Franz Lackner (Samstag) und ein Festtag (Sonntag) mit Erzbischof Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer, Äbtissin des Stifts Nonnberg M. Veronika Kronlacher und Alois Dürlinger, Dechant im Dekanat Salzburg Zentralraum, sowie mit dem Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Eine Woche zu Ehren Erentrudis
Der herbstliche Feierreigen beginnt mit einer Veranstaltung aus der Reihe „Engelsmusicen“, der Nonnberger Abendmusiken am 1. September (17 Uhr). Die Gestaltung zum Thema „Cherubim und Seraphim“ übernimmt das Frauenensemble der Nonnberger Stiftsvokalisten. Die für 4. September angekündigte Diskussions-Veranstaltung wird mit geladenen Gästen abgehalten. Die Klostergemeinschaft und Erzbischof Franz Lackner feiern am Samstag, 7. September die heilige Profess von Sr. M. Benedicta Gruber in der Stiftskirche (14 Uhr). Den festlichen Schlusspunkt bildet ein ganzer Festtag am 8. September.
Festtag 8. September
Beginnend mit einer Statio, einem Gebet, in der Stiftskirche Nonnberg (9.30 Uhr), ist eine Prozession vom Nonnberg in den Dom mit den Reliquien der heiligen Erentrudis geplant. Der Festgottesdienst im Dom findet um 10 Uhr statt – der klassische Sonntagsgottesdienst im Dom findet an diesem Tag um 11.30 Uhr im Stift St. Peter statt. Die Stadtvereine feiern den Festgottesdienst im Dom anlässlich ihres Erntedank-Festes mit. Anschließend an den Festgottesdienst im Dom und einen Festakt am Domplatz zieht die Feiergemeinde in Form einer Prozession ins Nonntal zurück, wo auch zum Volksfest eingeladen wird – die Stadtvereine gehen nach dem ersten Teil ihre eigene Erntedanks-Prozession Richtung Festspielhaus. In der Kirche St. Erhard im Nonntal angekommen, wird der Reliquienschrein zur Anbetung aufgestellt. Um 15.15 Uhr wird zur Erentrudisandacht und zur abschließenden Reliqienprozession auf den Nonnberg eingeladen. Der Festtag schließt mit einer gesungenen Vesper in der Stiftskirche Nonnberg (16 Uhr).
Leben und Verehrung (Kurzfassung)
Erentrudis wird als Krankenpflegerin, Armenfürsorgerin, Erwachsenenbildnerin und Erzieherin beschrieben. Sie stammte aus fürstlichem Haus. Schriftliche Zeugnisse aus dem Beginn ihres Wirkens in Salzburg sind kaum erhalten. Die Überlieferung legt nahe, dass sie mit ihrem Onkel, dem heiligen Rupert, zeitlebens eine tiefe seelische Verbindung hatte und ihm daher um 696 in das ihr unbekannte Land folgte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ein klösterliches Leben geführt. „Deo sacrata, Christi famula, abbatissa“ (gottgeweiht, Dienerin Christi, Äbtissin) wird sie in den ältesten Dokumenten genannt. Man kann sie sich als Frau mit großer seelischer Stärke, Durchsetzungsvermögen und hoher Bildung vorstellen. Mit ihren Mitschwestern sorgte sie wohl nicht nur für Mission und Gebet mit den Menschen im frühmittelalterlichen städtischen Gebiet Iuvavum, sondern auch für die Pflege der kranken Menschen, die Armenfürsorge sowie die Bildung der Erwachsenen (vor allem der Frauen) und die Erziehung der Kinder (besonders der Mädchen).
Um 714 wurde mit Stift Nonnberg das erste und damit älteste, bis heute noch bestehende Frauenkloster im deutschen Sprachraum gegründet. Erentrudis wurde von Rupert als Äbtissin eingesetzt. Ihrer Lebensbeschreibung, die von Kaplan Caesarius Anfang des 14. Jahrhunderts verfasst wurde, ist zu entnehmen, dass sie vor allem apostolisch tätig war. Zum Tod von Erentrudis wird oft der 30. Juni im Jahr 718 angegeben, auf jeden Fall nach dem Tod des heiligen Rupert.
Eine Urkunde aus dem Jahr 788 überliefert bereits die Verehrung als Heilige. Erzbischof Paris Lodron ernannte Erentrudis am 4. September 1624 zur Stadt- und Landesmutter von Salzburg. Erzbischof Karl Berg erhob sie schließlich 1986 (neben Rupert und Virgil sowie Johannes Nepomuk) zur Diözesanpatronin. Ihre Gebeine werden heute in einem Büstenreliquiar und in einem Reliquienschrein im Klausurbereich des Stifts aufbewahrt. Der Name Erentrudis kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Adler-Starke“, „adlergleiche Seherin“. Sie wird als Äbtissin mit Kirchenmodell teils auch mit flammendem Herzen und Kreuz dargestellt.
(Weitere biografische Infos und Infos zum 400-Jahr-Jubiläum: https://eds.at/erentrudisfest und https://eds.at/detail/salzburg-feiert-400-jahre-stadt-und-landesmutter-erentrudis )
Stift Nonnberg
Die im 8. Jahrhundert gegründete Benediktinerinnenabtei Nonnberg gilt als das älteste durchgehend geführte Frauenkloster in Europa. Sie liegt auf einem Ausläufer des Festungsberges unterhalb der Festung Hohensalzburg in der Stadt Salzburg. Im Stift leben derzeit 15 Benediktinerinnen nach der Regel des hl. Benedikt von Nursia (480-547). Die letzte Ewige Profess im Stift Nonnberg wurde mit Sr. Maria Gratia Waldner am 12. August 2023 gefeiert.
Die Benediktinerinnen des Stifts, die in der Nachfolge der heiligen Erentrudis ihre Berufung lebten, blieben nicht nur in Salzburg. Vom Nonnberg aus erfolgten etliche Klostergründungen im deutschen Sprachraum: Göss, Traunkirchen, St. Georgen am Längsee, Sonnenburg im Pustertal, Eichstätt, Gurk, Erla, Säben. Die Strahlkraft der Erentrudis wirkt bis heute fort. Die Schwestern im Stift engagieren sich für die geistlichen Belange junger Menschen, für die Ökumene, mit ihrer Biolandwirtschaft in Morzg für ein bewusstes Leben mit der Natur, aber auch für die schönen Künste, wie die Musik. (Infos: www.nonnberg.at)