Erzbischof: Palmsonntag heuer eher wie ein Karfreitag

Wien/Salzburg, 10.04.2022 (KAP) Für viele Menschen ist der Palmsonntag eher ein Karfreitag als ein Freudentag, an dem sich Christen an den glorreichen Einzug Jesu nach Jerusalem erinnern. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner sagte dies bei der Palmweihe vor dem Hintergrund des „fürchterlichen Krieges“ in der Ukraine. Aber auch in Österreich gebe es viel Leid. „Darum wollen wir in besonderer Weise im Gebet und in der Solidarität uns verbunden wissen mit den vielen, die leiden müssen, mit den vielen, denen der Sinn des Lebens sich nicht eröffnen will“, rief der Vorsitzende der Bischofskonferenz bei seiner Bitte um den Segen Gottes für die Palmzweige als „Zeichen des Lebens und des Sieges“, mit denen Gläubige Christus huldigen.
Lackner verwies auf den biblischen Bericht über den Einzug Jesu in die Heilige Stadt, der noch von freudigem Lobpreis Gottes begleitet war, „dass nun der König auf einem Esel in die Stadt einzieht“. Am Karfreitag aber sei es anders laut geworden um Jesus: „Von fast allen verlassen stirbt er den einsamen Tod.“
Schönborn: Wir alle an Jesu Tod beteiligt
Kardinal Christoph Schönborn stellte in seiner Palmsonntag-Predigt die Bitte Jesu „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ aus dem Passionsbericht nach Lukas in den Mittelpunkt. Diese Bitte gelte nicht nur den Soldaten, die die Hinrichtung Jesu vollstreckten oder jenen, die seinen Tod gefordert hatten. Es sei alte Überzeugung der Kirche, dass jeder von uns für den Tod Jesu verantwortlich ist, so der Wiener Erzbischof. „Wir bringen ihn immer noch ans Kreuz durch unsere Sünden, obwohl wir glauben, obwohl wir uns Christen nennen.“ Schönborn lud ein, dieses Gebet Jesu am Kreuz als "einen unendlichen Trost" anzunehmen. „In diesem einen, kurzen Gebet Jesu ist der ganze Trost unseres Glaubens enthalten. Dafür hat er das Kreuz auf sich genommen, für jeden von uns!“, so Schönborn abschließend.
„Wie sehr doch diese, unsere Welt Heilung nötig hat!“ Diesen Ausruf tat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl am Sonntag im Grazer Dom. Er verwies auf viele seit Monaten quälende Nachrichten - neben Krieg und Pandemie u.a. auch Polit-Skandale, Frauenmorde, Flüchtlingsleid, Terror oder Naturkatastrophen. „Hier hinein und nicht in eine gekünstelte, weichgespülte Erfahrung von Welt“ rufe die ganze Christenheit am Palmsonntag: „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe!“ Vor rund 2000 Jahren habe Christus eine ebenso unruhige Welt aus dem Elend des Todes durch die Auferstehung befreit, erinnerte Krautwaschl. Sein Appell: „Rufen wir uns in alledem, was uns zuwider ist, ins Bewusstsein, dass er gerade deswegen Mensch wurde, um uns zu befreien aus der Unterjochung des Bösen, das wir derzeit so massiv erleben.“
Marketz: Jesus im Leiden vieler Menschen
Die Aktualität der mit dem Palmsonntag beginnenden Karwoche, vor allem auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, hat der Kärntner Bischof Josef Marketz in Klagenfurt hingewiesen. In der Leidensgeschichte Jesu würden sich Lebensgeschichten vieler Menschen widerspiegeln - „in der Ukraine und auch hier bei uns“. Zugleich sei die Passion Jesu eine Geschichte, deren Ende in einem neuen Anfang münde, eine Geschichte einer Liebe, die den Tod überwinde, so der Bischof. „Zusammen mit all der Hilfe, die wir jetzt zu geben bereit sind und die wir den Opfern des Krieges in der Ukraine anbieten, ist es wichtig, dass wir auch die Hoffnung auf Frieden mit ihnen teilen, den Glauben an einen Gott des Friedens, an Jesus, der den Krieg und auch den Tod überwindet“, sagte Marketz. Im bewussten Hingehen auf Ostern werde die Hoffnung gestärkt, „dass Gott zu Frieden und Leben führt“.