Eine Nacht – 49 Kirchen: Wie immer, nur ganz anders

SALZBURG (eds) / Zum 15. Mal lud der Ökumenische Arbeitskreis (ÖAK) Salzburg zur Langen Nacht der Kirchen – heuer unter dem Motto „nachthell – mutig ins Morgen“. 20.000 Besucherinnen und Besucher machten sich am Freitagabend auf den Weg in die Gotteshäuser Salzburgs und des Tiroler Unterlandes. An rund 50 Schauplätzen mit 105 Veranstaltungen gab es hochkarätige Musik, Kultur und Spiritualität. Junge Musik und Veranstaltungen wie das Tattoo-Walk-In in der Kollegienkirche waren in der Langen Nacht der Kirchen nur ein prominenter Teil von mehr als 1.000 Stunden Programm. Heuer war die Pfarrkirche St. Andrä in der Stadt Salzburg wieder Hotspot für junge Menschen. Die enge Kooperation mit der Salzburger Kunsthilfe sorgte erstmals für ein neues Kennenlernen von Kirche und Kultur.
Positive Bilanz zogen die neuen Projektverantwortlichen Anna Tiefenthaler (29) und Sebastian Riedel (37) für die Erzdiözese Salzburg: „Viele sagten mir, dass es eine besonders coole Lange Nacht der Kirchen war, weil wir Altbewährtes und Neues wirklich gut zusammenführen konnten. Die Menschen haben die Kollegienkirche und St. Andrä in der Stadt Salzburg wirklich neu als Begegnungsräume wahrgenommen.“ Dabei nahmen sie auch Bezug auf aktuelle Entwicklungen: „Gerade in stürmischen Zeiten ist es etwas Wunderbares, sich gemeinsam im christlichen Mut verbunden zu fühlen.“
Kirchen leuchten „nachthell“
Mit einem ökumenischen Gottesdienst am Domplatz eröffneten die christlichen Vertreterinnen und Vertreter den ökumenischen Groß-Event. Generalvikar Roland Rasser (römisch-katholische Kirche) griff im Beisein von Pfarrerin Dorothe Büürma (evangelisch-methodistische Kirche), Erzpriester Dumitru Viezuianu (rumänisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Martin Eisenbraun (altkatholische Kirche), Pfarrer Wilfried Fussenegger (evangelische Kirche), Pfarrer Dragan Eric (serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Vitaliy Mykytyn (ukrainisch-katholische Kirche) und P. Illias Papadopoulos (griechisch-orthodoxe Kirche) das Thema: Licht und Finsternis auf. „Möge Gottes Licht in dieser langen Nacht uns leuchten“, betonte Rasser. Und: „Nur gemeinsam können wir die Nacht sicher durchschreiten.“
Das Motto, „nachthell – mutig ins Morgen“ wurde im Eröffnungsgottesdienst meditiert. Es begleite die Besucherinnen und Besucher die ganze Nacht hindurch, rege an und verstöre vielleicht auch, sagte der Vorsitzende des Ökumenischen Arbeitskreises Martin Eisenbraun.
Junge Musikszene im Mittelpunkt
Hochkarätig und prominent besetztes musikalisches Programm gab es auch heuer wieder an vielen Standorten: Waren es in den letzten Jahren vor allem klassische Highlights, trat heuer die junge Musikszene in den Mittelpunkt.
Jugendliche Hot Spots waren vor allem Kollegien- und Andräkirche. Das Gotteshaus am Universitätsplatz bot mehrere künstlerische Workshops und einen Tattoo-Gottesdienst – anschließende Gratis-Tätowierung, mit einfachen christlichen Motiven inklusive.
Auf der anderen Salzachseite wurde die Andräkirche mit Auftritten von „Der Nino aus Wien“, „Coperniquo“, „Loveboat“, „Maddy Rose“ sowie (vorwiegend lokalen) Talenten zur Rock-, Pop- und Soul-Bühne. „Die Zusammenarbeit zwischen der Salzburger Kunsthilfe und der Langen Nacht der Kirchen ist bestimmt einzigartig. Die Kunsthilfe hat einen wunderbaren Partner gefunden“, sagte die österreichische Soul- und Popsängerin „Maddy Rose“, die mit ihrem Projekt „everartist“ jungen Musikerinnen und Musikern eine Bühne gab.
Projektkoordinator Sebastian Riedel sieht darin eine wichtige Weiterentwicklung: „Kirchen haben ein bestimmtes Erscheinungsbild, einen bestimmten kulturellen Gestus. Unter der neuen Dachmarke ,Update Church‘ wollen wir aufzeigen, dass Kirche auch anders daherkommen kann. Die Frohbotschaft Gottes, die wir Evangelium nennen, liegt nicht einfach so vor, sie muss mit den Menschen gemeinsam entdeckt werden. Das versuchen wir in der Langen Nacht der Kirchen.“
Sprachgewaltige Nacht
Wort- und Erzählakrobaten fanden sich ebenso in der Lange Nacht der Kirchen. Im Domchorsaal fand ein Poetry-Slam statt, in der Kollegienkirche gab der Nachwuchsliterat Lukas Wagner einen Schreibworkshop und in den Kolumbarien am Friedhof von St. Peter konnte man Volksmärchen aus Armenien, China, der Schweiz, Ungarn und Österreich lauschen – erzählt von Armin Ziesemer.
Ins Morgen flanieren
Lichtinstallationen an und in den Kirchen zum Thema Mut konnten Flanierende bestaunen. „Mutig ins Morgen“ hieß die unübersehbare Aktion – an mehrere Kirchenmauern der Stadt wurden während des ganzen Abends Zitate zum Thema projiziert.
Publikum jeden Alters fühlte sich beim Flanieren durch den Mirabellgarten angesprochen. Dort hatte Angelika Bamer-Ebner ein buntes Programm mit rund 30 Künstlerinnen und Künstlern zusammengestellt: ein Tanzensemble; ein Schauspielensemble, das Bibelszenen modern interpretiert; eine Installation, die zur Stille und zum Nachdenken inspiriert; Chor, Erzähler und zwei Pantomimen in opulenten Kostümen.
Eine stimmungsvolle Lichterfeier im Hof von St. Peter bildete den heurigen spirituellen Abschluss der Langen Nacht der Kirchen. Um 23.30 Uhr entzündeten die Feiernden ein Licht.
Lange Nacht der Kirchen
Die Lange Nacht der Kirchen ist eine ökumenische Veranstaltung, an der sich jährlich mehr als 600 christliche Kirchen in ganz Österreich beteiligen. Jedes Jahr bietet die Lange Nacht der Kirchen österreichweit etwa 3.000 Stunden Programm. Allein im Bundesland Salzburg und im Tiroler Unterland gibt es Veranstaltungen an rund 50 Standorten.
Der Ökumenische Arbeitskreis (ÖAK) ist das offizielle Forum der Begegnung und des Dialogs der christlichen Kirchen im Bereich der Erzdiözese Salzburg. Aktuell arbeiten darin die Altkatholische Kirche, die Evangelische Kirche A.B. und H.B., die Evangelisch-methodistische Kirche, die Römisch-katholische Kirche, die Rumänisch-orthodoxe Kirche und die Syrisch-orthodoxe Kirche zusammen. Der ÖAK verantwortet ökumenische Veranstaltungen, darunter die Lange Nacht der Kirchen, und gibt jährlich die „Ökumenischen Informationen“ heraus.