Eine Kirche als Ort der Kunst
SALZBURG (eds) / Sie ist Pilgerort für Katholiken, Kunstinteressierte sowie Kulturreisende: die Kollegienkirche. Das Gotteshaus am Universitätsplatz zählte bislang rund 200 künstlerische Interventionen und in Hochzeiten bis zu 4.000 Besucherinnen und Besucher pro Tag.Diese werden hier stets von Neuem überrascht: mal waren es beleuchtete Heiligenfiguren, dann 40.000 Meter Seidengarn, die von der Kuppel zum Boden gespannt wurden, oder 48.000 weiße Kabelbinder, die zu einem raumfüllenden Objekt vereint wurden. Aktuell sind es bunte Teppiche, die den Kirchenboden kreuz und quer bedecken. Die begehbare Installation des Künstlers Hans Schabus wird am 13. Februar, anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums des Kardinal König Kunstfonds, feierlich eröffnet. Sie ist die mittlerweile elfte Installation in der Kollegienkirche während der Fastenzeit. „Seit 2013 ist die Kollegienkirche nicht nur Ort für das Gebet, sondern auch für den Genuss zeitgenössischer Kunst“, so Christian Wallisch-Breitsching, Verwaltungsdirektor der Kollegienkirche.
Eine Kirche in besonderem Licht
Die von Fischer von Erlach erbaute Kirche ist großteils in Weiß gehalten und gibt so den Raum für Neues frei: zeitgenössische Musik, Tanzperformances oder Kunstinstallationen. In der sakralen Umgebung und mit den einzigartigen Lichtverhältnissen entfalten die Begegnungen mit der Kunst hier eine besondere Wirkung. „Nachdem die Kollegienkirche jahrelang renoviert wurde, stand die große Frage im Raum: Welchen Schwerpunkt soll diese Kirche haben? Es sollte eine offene, einladende Kirche sein. Warum also kein Ort für Kunst? Wollen doch Kunst wie Kirche zum Nachdenken anregen, zum Zusammenkommen, zum Dialog“, erklärt Wallisch-Breitsching. Auch für Antonia Gobiet, Geschäftsführerin des Kardinal König Kunstfonds, ist die Verbindung von Kirche und Kunst eine besonders wertvolle: „Zeitgenössische Kunst in ihren autonomen Äußerungen ist für die Kirche wichtige und unverzichtbare Dialogpartnerin in der Wahrnehmung und Deutung der Welt und den Fragen menschlicher Existenz.“ Seit elf Jahren übernimmt die Kollegienkirche diese Funktion mit einem abwechslungsreichen Programm.
Kunstort für alle
Wer hier ausstellen darf? „Grundsätzlich jeder und jede, die sich an eine Bedingung halten: Alles, was herinnen stattfindet, soll in den Dialog mit der Kirche treten“, sagt Wallisch-Breitsching und verweist auf die Intention der Kollegienkirche: „Sich den Menschen öffnen, sie einladen, ihnen Raum bieten“. Das Konzept geht auf. In touristischen Hochzeiten verzeichnet die Kollegienkirche zwischen 3.000 und 4.000 Personen pro Tag, ist sie über die Grenzen hinweg bekannt für spektakuläre Installationen oder sphärische Klänge wie auch als Ort der Andacht und Ruhe. Für 2024 ist der Terminkalender schon längst gefüllt. Am Plan stehen traditionelle Installationen wie die der Fastenzeit oder zu Weihnachten, Programme der Festspiele, deren Spielstätte sie ist, und größere Kunstprojekte im Herbst. Die Kollegienkirche kann außerdem für ausgewählte Veranstaltungen gemietet werden. „Wir lassen aber bewusst immer Platz für Spontanes“, betont Wallisch-Breitsching. Denn die Kollegienkirche will vor allem eines sein: ein offener Raum.
Jubiläumsausstellung in der Kollegienkirche
2004 wurde der Kardinal König Kunstfonds als eine Initiative zur Begegnung zwischen Kunst und Kirche vom Theologen und Kunsthistoriker Johannes Neuhardt ins Leben gerufen. Dem österreichischen Künstler Hans Schabus wurde als erstem Preisträger der Kardinal König Kunstpreis für seine Venedig-Biennale-Arbeit „Das letzte Land“ verliehen. Für 2024 wurde Hans Schabus anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kardinal König Kunstfonds eingeladen, ein Werk für die Salzburger Kollegienkirche zu entwickeln. Mit seiner Arbeit „Innere Landschaft“ legt der gebürtige Kärntner mit vielfarbigen Teppichbahnen der Kollegienkirche mit ihrer weißen Raumschale ein neues Fundament. Die Arbeit „Innere Landschaft“ ist vom 13. Februar bis 7. April 2024 in der Kollegienkirche zu besichtigen. Das integrale Musikprogramm findet am 13. Februar (Elisabeth Grübl: 8.000Hz), 18. März (Cornelius Cardew: The Great Learning. Paragraph 7) und am 6. April (Eric Satie: Vexations) statt.