Caritas-Direktor Kurt Sonneck auf Lokalaugenschein im Libanon

SALZBURG (Caritas) /„Es ist ein täglicher Kampf ums Überleben: Lebensmittel- und Trinkwasserknappheit, fehlende medizinische Versorgung und Kinder ohne Bildungschancen – es fehlt an allem. Ganz besonders auch an Hoffnung und Perspektiven. Aber ich habe auch gesehen, was Hilfe bewirken kann – weil Menschen da sind, die niemals aufgeben. Die Kolleginnen und Kollegen der Caritas und unserer Partnerorganisationen vor Ort bleiben hoffnungsvoll und positiv, sie ermöglichen den Menschen wieder neue Perspektiven. Es war berührend zu hören, wie sie trotz ihrer eigenen Sorgen Tag für Tag für andere da sind. Während wir hier in Salzburg unsere Familien in Sicherheit wissen und keine Angst vor dem nächsten Tag haben müssen, leben viele von ihnen mit der ständigen Ungewissheit, was die Zukunft bringt – für sie selbst und ihre Liebsten. Und trotzdem engagieren sie sich mit voller Kraft für ihr Umfeld. Das verdient höchsten Respekt.“
Hilfe wirkt – einfach Kind sein dürfen
Während der Libanon unter einer der schwersten humanitären Krisen seiner Geschichte leidet, trifft die Not die Schwächsten besonders hart. Bildung wird zum Luxus, eine Mahlzeit zur Überlebensfrage. Schulen im Libanon sind längst nicht mehr nur Orte des Lernens – sie sind Zufluchtsorte im Ausnahmezustand. Für tausende Kinder ist der Unterricht die einzige Möglichkeit, dem Elend ihrer Lebensumstände für einige Stunden zu entkommen: keine Elektrizität, kaum sauberes Wasser, ein leerer Kühlschrank zu Hause.
Lernen zu dürfen, den oft tristen Wohnverhältnissen für kurze Zeit zu entfliehen, sich sicher und beschützt zu fühlen und oft die einzige warme Mahlzeit am Tag zu erhalten – das alles ist für die Kinder ein großes Glück. Am wichtigsten jedoch: Bildung ist die Basis für eine bessere Zukunft, für den Weg aus der Armut. Kurt Sonneck: „Besonders berührt hat mich der Besuch einer Schule in Fghal in der Bekaa-Ebene: Mit wie viel Engagement, Herzblut und Leidenschaft die Mitarbeiter*innen dort Tag für Tag junge Menschen begleiten, ist beeindruckend. Man spürt sofort: Hier geht es nicht nur um Unterricht – hier geht es um Vertrauen, Zuwendung und echte Fürsorge.
Gleichzeitig war der Besuch auch bedrückend. Wenn man den Kindern in die Augen sieht, denkt man unweigerlich: Das könnten auch meine Kinder sein. Dieser Gedanke rührt zutiefst und macht einem bewusst, wie viel Sicherheit und Stabilität wir in unserem Alltag oft als selbstverständlich hinnehmen.“
Zu den Projekten für Kinder im Libanon und in Syrien
Theaterprojekte zur Traumabewältigung
Geflüchtete Menschen sind oftmals schwer traumatisiert. Hier arbeitet die Caritas Österreich gemeinsam mit der Partnerorganisation Seenaryo mit Kindern und Frauen: „Mit Theaterprojekten arbeiten sie Themen auf, die diese Menschen bewegen. Themen, über die man sich sonst nicht traut zu sprechen, Ängste und Traumata, die sich durch eine kreative Bearbeitung lösen und aufarbeiten lassen. Gemeinsam mit Pädagog*innen und Tänzer*innen erarbeiten sie Theaterstücke und bringen sie zur Aufführung. Die Freude der Menschen ist spürbar, die Workshops bieten einen sicheren Raum inmitten des instabilen und mühsamen Lager- und Lebensalltags, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten, um einfach Spaß zu haben und gemeinsam etwas zu (er-)schaffen,“ erzählt Kurt Sonneck.
Begegnungen, die berühren – unsere Kolleg*innen und Partner*innen im Libanon
Kurt Sonneck lernte auch das Caritas-Team und die Kolleg*innen der Partnerorganisationen persönlich kennen. „Die Kolleg*innen stammen selbst aus der Region, in den Gesprächen erzählten sie offen von ihrem Alltag, von ihrer Heimat – und von der tiefen Unsicherheit, die viele Familien begleitet. Diese Begegnungen machen einmal mehr deutlich, wie wichtig Unterstützung, Solidarität und gelebte Menschlichkeit gerade jetzt sind.“
Auch Sabine Wartha, Leiterin des Nahost-Teams der Caritas Österreich, war vor kurzem im Libanon: „Die wirtschaftliche Krise, gepaart mit den fast täglichen Angriffen seitens Israel auf den Libanon wird immer prekärer. Die Angriffe hinterlassen Spuren der Unsicherheit, der Angst, der Sorge um die Familien und die Kinder. Ganz stark beschäftigt die Menschen die Frage, wie es weitergeht, aber einfach auch die Sorge nach medizinischer Versorgung, nachdem das Gesundheitssystem im Libanon sehr betroffen ist. Trotzdem sind die Kolleg*innen vor Ort zuversichtlich und helfen mit vollem Einsatz, das ist wirklich unglaublich.“
Libanon – die Fakten
- Über 1 Million Menschen leiden im Libanon unmittelbar Hunger, betroffen sind vor allem Frauen und Kinder.
- Rund 3,9 Millionen Menschen, davon 2 Millionen Kinder, sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
- Über 90 % der 1,5 Millionen syrischen Geflüchteten und mehr als die Hälfte der libanesischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.
Wir helfen gemeinsam mit unseren langjährigen Partnerorganisationen und mit Spenden der Menschen aus Salzburg und dem Tiroler Unterland:
- Rasche Nothilfe: Lebensmittel, Wasser, Kleidung, Hygieneartikel und Medikamente
- Medizinische und psychologische Versorgung in zehn Gesundheitszentren. Mit neun mobilen medizinischen Teams kommen wir direkt in die Flüchtlingslager
à 25 Euro ermöglichen eine ärztliche und psychologische Beratung für eine Person. - Mit Schulbildungsprogrammen für Kinder und Jugendliche legen wir den Grundstein für eine bessere Zukunft
à 50 Euro finanzieren ein Schulpaket für ein Kind im Libanon.