Abtpräses Perkmann: Gute Zusammenarbeit der Benediktinerklöster

Erzdiözese Salzburg Foto: Franz Neumayr 17.4.2019
WIEN/SALZBURG (kap)/ Die Österreichische Benediktinerkongregation, der 14 Klöster angehören, begeht heuer ihr 400-Jahr-Jubiläum. Der Auftakt der Feierlichkeiten fand am vergangenen Freitag in Mariazell statt, wo die Ordensleute zu einem Festgottesdienst zusammenkamen, dem Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder vorstand. Am 27. Oktober findet im Stift Melk ein Festakt zum Jubiläum statt, bei dem u.a. der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel eine Rede halten wird. Abtpräses Johannes Perkmann hat gegenüber Kathpress die wechselvolle Geschichte der Kongregation erläutert und zugleich auf die gemeinsamen aktuellen Herausforderungen für alle Benediktinerstifte hingewiesen, denen man u.a. durch eine gute Zusammenarbeit begegnen möchte.
Der Kongregation gehören heute die Erzabtei St. Peter, die Abteien Kremsmünster, Michaelbeuern, Lambach, Admont, St. Lambrecht (mit dem Superiorat in Mariazell), Melk, St. Paul, Göttweig, Seitenstetten, Altenburg sowie die Schottenabtei in Wien und die Priorate Gut Aich und St. Josef in Maria Roggendorf an. Das Studienhaus für Benediktiner und andere Ordensleute in Salzburg, das "Kolleg St. Benedikt", wird von der Österreichischen Benediktinerkongregation geführt. Im Kolleg in Salzburg studieren derzeit acht Benediktiner aus Österreich, Bayern und St. Ottilien, dazu kämen weitere Ordensleute und Laienstudenten, so Perkmann.
Viele Hindernisse, die in der Geschichte die Kongregationsarbeit gelähmt haben, seien heute längst überwunden, betonte der Abtpräses. Die Zusammenarbeit der Klöster sei von einem brüderlichen Geist geprägt, Erfahrungen würden weitergegeben, die Klöster ließen andere an wichtigen Ereignissen teilhaben und sorgten für gemeinsame Projekte und Anliegen.
Perkmann: "Schlanke Gremien, ein realistisches gemeinsames Programm und die aufmerksame Rücksicht auf die Selbstständigkeit der Klöster und ihren je eigenen Schwerpunkte sind dabei wichtige Momente". Ein großer Wert werde auch auf eine gute Zusammenarbeit mit der Salzburger Äbtekonferenz und ihren Einrichtungen gelegt, auch im Blick auf die Theologische Fakultät der Universität Salzburg, die eine benediktinische Gründung ist. Die Salzburger Äbtekonferenz ist eine Vereinigung der höheren Oberen der Benediktinerklöster des deutschen Sprachraums.
Re-Dimensionierung der Aufgaben
Gemeinsame Herausforderungen für die Zukunft seien sicher die Berufungspastoral, eine gewisse Re-Dimensionierung der Aufgaben und Einrichtungen der Klöster, vor allem aber die Vertiefung der geistlichen Grundlagen, wie sie in der Regel Benedikts gegeben sind, so der Abtpräses weiter: "Benediktinisches Leben ist eine gültige Antwort auf die Fragen der Zeit, ein verlässlicher Weg das Evangelium in die Tat umzusetzen und ein erfüllendes Leben zu finden." Das gelte es so zu übersetzen und zu leben, "dass es heute trifft - die Mönche und die vielen, die in unseren Klöstern ein- und ausgehen". Attraktiv seien die Klöster "wegen der gelebten Gemeinschaft, der gepflegten Liturgie und der geerdeten Spiritualität".
Geschichte der Benediktinerkongregation
Die Anfänge der Kongregation waren mit einigen kirchenpolitischen Komplikationen und Konflikten verbunden, wie Abtpräses Perkmann gegenüber Kathpress ausführte: "Es war ein langer Weg, bis sich die österreichischen Benediktinerstifte zu einer Kongregation zusammenfanden." Benediktinische Abteien seien grundsätzlich mit einer großen Selbstständigkeit ausgestattet, "die sie in der Geschichte selbstbewusst zu vertreten wussten". Sie seien aber "keine Inseln, immer gab es schon Vernetzungen und Modelle der Zusammenarbeit, etwa mit den Gründungsklöstern oder durch Gebetsverbrüderungen".
Bestrebungen zu verstärkter Zusammenarbeit habe es aus verschiedenen Gründen bereits im 15. Jahrhundert gegeben, schließlich schrieb das Konzil von Trient 1563 die Bildung von Kongregationen für alle Klöster vor, die nicht einem Bischof unterstellt waren. Die Umsetzung dieser Beschlüsse habe sich aber oft mehr als zäh dargestellt.
Im Gefolge der konziliaren Vorgaben hätten im Oktober 1617 in Melk zehn österreichische Klöster aus dem heutigen Nieder- und Oberösterreich den Beschluss gefasst, eine Kongregation zu bilden. Hauptakteure der Gründung seien die Äbte Caspar Hoffmann vom Melk, Georg Falb von Göttweig, Anton Spindler von Garsten und Anton Wolfradt von Kremsmünster gewesen. Die neue Kongregation sollte den Namen "Congregatio Austriaca" tragen.
Von Anfang an habe es massive Widerstände seitens der benachbarten protestantischen Adeligen gegeben, die Beschlüsse gegen die Lutheraner fürchteten und den Äbten eine Konspiration unterstellten. Der größte Widerstand sei aber vom Bischof von Passau, Erzherzog Leopold von Österreich, gekommen, in dessen Einflussgebiet die österreichischen Klöster lagen. Der kaiserliche Hof in Wien habe zwar die Kongregationsbemühungen unterstützt, sei aber durch verwandtschaftliche Rücksichten sehr zurückhaltend gewesen.
Am 4. Oktober 1621 wurden in Wien dennoch die Kongregationsstatuten beschlossen und am 3. August 1625 bestätigte Papst Urban VIII. mit dem Apostolischen Schreiben "In supremo apostolatus solio" die Errichtung und die Statuten der österreichischen Kongregation. Die Folgen: Der Passauer Bischof habe unter Androhung der Exkommunikation die Einberufung eines Generalkapitels und die Einführung der Konstitutionen verboten, so Perkmann.
Trotzdem habe man unter dem Schutz des päpstlichen Nuntius in Wien, Carlo Carafa, am 1627 eine Versammlung in der Schottenabtei einberufen können und Abt Anton Wolfradt zum ersten Präses gewählt. Perkmann: "Wegen des Widerstandes des Bischofs von Passau und des lutherischen Adels bestand die österreichische Kongregation mehr auf dem Papier als in der Praxis."
In Salzburg wurde 1641 die Salzburger Kongregation gegründet. Sie setzte sich aus den auf dem Territorium der weitläufigen Erzdiözese Salzburg befindenden Benediktinerklöster zusammen. Nach bescheidenen Anfängen bestand sie schlussendlich aus zehn Stiften.
Fortschritte im 19. Jahrhundert
Weitere Schritte zur Etablierung einer tatsächlich funktionierenden österreichweiten Kongregation gab es erst Ende des 19. Jahrhunderts, als die österreichischen Äbte den Papst um die Errichtung einer Kongregation baten. Am 28. März 1889 fand in der Erzabtei St. Peter in Salzburg eine Konferenz aller österreichischen Benediktineräbte statt, die auch Papst Leo XIII. ausdrücklich gewünscht hatte. Sie beschloss die Gründung zweier Kongregationen, der Marien- und der Josephskongregation. Ihre Gründung wurde in Rom bestätigt, 1891 wurden die gemeinsamen Statuten gedruckt und 1911 approbiert.
Ende der 1920er-Jahre wurde von der Äbteversammlung die Errichtung einer gemeinsamen Österreichischen Kongregation beantragt. Am 8. Dezember 1930 fusionierten die beiden österreichischen Kongregationen zur nunmehr einzigen Österreichischen Benediktinerkongregation.
Strukturen der Kongregation
Kirchenrechtlich ist die Österreichische Benediktinerkongregation eine Verbindung von Klöstern in Österreich. Sie stellt eine Vernetzung der einzelnen Häuser dar. Die Äbte und Delegierten der einzelnen Klöster wählen den Abtpräses und seine Assistenten. Die Äbtekonferenz tagt zweimal jährlich und versammelt alle Oberen zur gemeinsamen Beratung über die Anliegen und Projekte der Kongregation sowie des Kollegs St. Benedikt. Die Magisterkonferenz bespricht Grundsätze der Ausbildung der Ordensleute und zeichnet für die Novizen- und Triennalwochen verantwortlich. Die Schöpfungsbeauftragten ("Nachhaltigkeitspaten") treffen sich zur Reflexion und Begleitung der ökologischen Projekte der Klöster. Gastmeister und Wirtschafter kommen je nach Notwendigkeit zusammen. Das Generalkapitel tagt alle drei Jahre.
Das Magazin "Füreinander" erscheint zweimal jährlich und dient als Kommunikationsorgan der Kongregation, ebenso wie die Homepage (www. benediktiner.at).