Evangelienkommentar 1. Sonntag im Jahreskreis (Lk 3, 15–16.21–22)
(rb–9.1.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Rupert Santner, Kooperator in St. Johann in Tirol und Oberndorf in Tirol.
In der Liebe eines Menschen ...
… zu stehen, ist für jeden Menschen lebensnotwendig und absolut bedeutend für sein Sein! Dass jemand die einfache Tatsache deiner Existenz wahrnimmt und diese Herrlichkeit des Daseins bejaht, ist der Grundausdruck der Liebe. Es gibt ja nichts Herrlicheres als zu sein. Die Liebe meint dich, dich ganz persönlich! Nicht deine Stärken, Vorzüge oder Eigenschaften, sondern dich im tiefsten Kern deiner Existenz. Diese liebende Aufmerksamkeit auf dein Sein, wird im Wohlgefallen zum Ausdruck gebracht. Durch den Geliebten erfreut zu sein und diesen Genuss als Bewegung des Herzens zu vernehmen ist die innere Dimension des Wohlgefallens. Dabei wird das Herz des Liebenden verwandelt und empfängt diese Hinneigung zum Geliebten. Das Herz wird durch die Liebe geformt und verwandelt. Der Geliebte und der Liebende sind darin nicht mehr zwei, sondern betrachten sich als eine Einheit.
Sich darüber zu freuen, dass der andere ist. Einfach nur, dass es ihn gibt, ist die Grundform der Liebe! Das Wohlgefallen bezieht sich auf die Existenz des Geliebten. Darin erfreut sich der Liebende.
Diese Liebe des Vaters zum Sohn wurde auch für uns bei der Taufe Jesu offenbart! Dass der ganz in der Liebe des Vaters steht und diese Liebe den Vater mit dem Sohn durch den Heiligen Geist vereint ist wesentlich für unseren persönlichen Glauben. Dadurch werden auch wir in diese Liebe hineingezogen und dürfen daran teilhaben – weil Gott das so will. Er offenbart uns seine Liebe und teilt sie uns mit, damit auch wir Teil jener Liebe werden, welche der Ursprung der Schöpfung und der Grund unseres Seins ist.
Gott eröffnet uns die Haltung seines Herzens, damit wir einen Zugang zu ihm finden und auch selbst die Reise in das Herz Gottes antreten können. Nichts auf der Welt ist anziehender und schöner, als die Liebe Gottes selbst, wenn wir sie nur verstehen würden. Darum lasst uns beten, dass sich auch unser Herz davon berühren und ansprechen lässt, damit auch unser Herz von jener Liebe verwandelt wird, welche ohne Grenzen ist. Die Liebe Gottes kennen und verstehen zu lernen möge das oberste Ziel unseres Lebens sein. Diese Liebe ganz aufzunehmen und anzunehmen lässt uns eine neue Welt entdecken: Das Herz Gottes selbst.
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 1/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.