Evangelienkommentar 32. Sonntag im Jahreskreis (Lk 20, 27.34–38)

(rb–6.11.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Stephan Richter, Religionslehrer am Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg-Liefering.

Gibt´s den Himmel echt?

Vor sieben Jahren begann ich mit der Recherche für meine Abschlussarbeit in katholischer Theologie. Ich verschlang Berichte, Biografien und Interviews und hatte bald alles gelesen, was ich finden konnte. Dann legte ich den Titel endgültig fest: „Nahtoderfahrungen und ihre Bedeutung für das Leben.“

Immer wieder berichten Menschen von Erfahrungen in Todesnähe: Vom Hinausgleiten aus dem eigenen Körper, von Begegnungen mit Jesus und von Reisen in den Himmel. Diese Prozesse wollte ich verstehen lernen.

Dabei drängte sich mir immer mehr die Frage auf: Kann man biblische Erzählungen vom Himmel mithilfe der Nahtod-Forschung vielleicht sogar verifizieren? Wie gerne hätte ich am Ende meiner Arbeit Beweise für den Himmel präsentiert, doch das ist bis heute nicht möglich. Was ich aber stattdessen lernte, war buchstäblich eine Lektion für das Leben: Nahtoderfahrungen verändern das Leben der Menschen! Das Hier und Jetzt bekommt eine neue Bedeutung, der Glaube an Gott wird existenziell, die Angst vor dem Tod verschwindet. Es sind Erfahrungen in Todesnähe, die eine neue Sicht auf das Leben eröffnen.
Ähnliche Schlüsse lässt uns auch das heutige Evangelium ziehen. Jesus steht darin einer Gruppe von Sadduzäern gegenüber. Diese suchen als einflussreiche jüdische Gruppe Gottes Heil im Hier und Jetzt. In ihren Augen gibt es keine Auferstehung und Gott mischt sich auch nicht in dieses Leben ein. Mit ihrem Fallbeispiel wollen sie den Auferstehungsglauben und das Gottesbild Jesu auf Basis der Tora infrage stellen. Jesus dreht den Spieß aber um und bestätigt – ebenfalls mit Verweis auf die Tora: Die Auferstehung gibt es sehr wohl! Und er fügt erklärend an: Gott ist ein Gott der Lebenden (Lk 20,38). Bei ihm haben Sterben und Tod nicht das letzte Wort. Gott selbst beruft zu ewigem Leben!
Die Diskussion um den Tod lässt Jesus in ein Gespräch über das Leben münden: Wer an die Auferstehung glaubt, wird frei: Die (auch von den Sadduzäern) auferlegten Zwänge des Lebens gelten nicht mehr, der Tod hat keine Macht mehr, man kann sich schon jetzt neu auf Gott ausrichten. Und mehr noch: Der Gott der Lebenden ist uns schon jetzt nahe. Wenn also dort, wo Gott ist, der Himmel ist, dann … ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse …

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 44/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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