Evangelienkommentar 4. Sonntag im Jahreskreis (Lk 4, 21–30)

(rb–30.1.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Rupert Santner, Kooperator in St. Johann in Tirol und Oberndorf in Tirol.

Wie menschlich urteilst du?

Das erste Auftreten Jesu in seiner Heimat Nazaret ist sehr bezeichnend für unser menschliches Urteil! Jesus tritt auf mit einer Kraft und Autorität, welche für die Menschen absolut neu war. Sie haben solch eine Gegenwart Gottes noch nie erfahren. Und das Erste, was sie sich fragen ist: Mit welcher Autorität tut er das alles? Ist der nicht der Sohn Josefs? Der menschliche Blick holt sie sofort ein.

Wir versuchen Dinge einzuordnen, sie in unsere altbewährten Schubladen zu stecken und so ihrer habhaft zu werden, indem wir sie aburteilen. Aber diese Haltung ist leider eine Sackgasse. Wir müssen Gott die Dinge interpretieren lassen, wie er sie sieht. Nicht unsere Sichtweise ist die entscheidende, sondern der Blick Gottes auf die Dinge ist der Maßstab der Wirklichkeit! Zu schnell passiert es uns, Dinge zu beurteilen welche aus einer rein menschlichen Sicht bemessen werden. Aber da lässt du das Wirken Gottes ja gar nicht zu! Er möchte dir eine neue Welt auftun, dich im Glauben führen – und wir urteilen es ab! 

Liebe Leute, das Urteil ist etwas Gefährliches, wenn es nicht aus dem Glauben und der Liebe herauskommt! Erst durch die Augen Jesu beginnen wir zu verstehen, wie Gott versteht.

Und wir beginnen zu sehen, wie Gott die Dinge sieht und darauf aufbauend, dürfen wir uns langsam – ganz langsam eine vorläufige Meinung bilden – immer auf der Hut, eine Korrektur zu machen und weiter dazu zu lernen. Gerade in unseren Tagen urteilt man aufs Schärfste über alles und jeden, ohne einen Einblick in die Sache selbst zu haben. Jeden Morgen wird uns die ganze Welt vor die Haustür getragen und man verlangt unser Urteil darüber – und in unserer Vermessenheit geben wir es sogar.

Das Urteil selbst gehört jedoch Gott. Wir dürfen uns nach diesem ausstrecken und ein mildes Urteil für uns selbst erhoffen. Wir sind ja gemeinsam schuldig geworden, das ist das Tröstliche. Wir sind die Angeklagten und haben einen gnädigen Richter gefunden – unseren Erlöser Jesus Christus selbst. Dadurch rückt sich unsere Sicht wieder langsam in die Balance. Und wir lernen wieder langsam, den Blick Gottes einzunehmen, welcher uns in jene Liebe führen kann von welcher der heilige Paulus im Hohelied spricht.      

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 4/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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