Evangelienkommentar 13. Sonntag im Jarheskreis (Lk 9, 51–62)

(rb–26.6.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Andrea Leisinger, Pastoralassistentin in der Pfarre Hallein – St. Josef Neualm.

Risiko Nachfolge

Es gibt eine Anekdote, die besagt, dass ein Jesuitenoberer einmal gefragt wurde, wie viele Mitglieder sein Orden habe. Daraufhin hat er geantwortet: Ca. 2000 zu viele! Zum Schmunzeln oder? Es ist also keinesfalls eine Frage der Quantität, sondern eine Frage der Qualität und vor allem der Eignung und der Motivation für diesen Beruf. Jesus stand vor 2000 Jahren genau vor demselben Problem: Es gab Menschen, die ihm nachfolgen wollten, aber Jesus zweifelte an deren Eignung. Da waren einige mit vollem Eifer dabei – die Söhne des Zebedäus – Jesus hat sie zurückgepfiffen. Sie mussten erst lernen, dass das Reich Gottes nicht mit Gewalt umsetzbar ist. Einige andere wollten zuerst noch etwas erledigen, Nachfolge auf später verschieben, wenn sie besser in die Planung des Lebens passt. Da wird zuerst der Vater begraben und dann ist Zeit für die Nachfolge.  

 

Nachfolge ist für jede und jeden von uns relevant und muss hier und jetzt erfolgen.

Religion und Spiritualität wird auf das Alter, auf später geschoben - jetzt ist kein Platz dafür. Nachfolge betrifft jede und jeden von uns und muss hier und jetzt erfolgen. Nachfolge ist nicht ausschließlich auf Priester und Ordensleute bezogen, sondern auf jede Christin und jeden Christen. Und es bringt nichts zu jammern, dass es früher viel besser und schöner war (das bezweifle ich persönlich übrigens auch immer mehr), sondern man muss mit den Ressourcen, die aktuell vorhanden sind, gut haushalten. Eine Lösung wäre zum Beispiel mutig zu sein – den Weg dieses Jesus konsequent weitergehen – er hat keine Priester geweiht, sondern hat geeignete Menschen gefunden, die seine Botschaft weitergegeben haben. Geeignete Menschen! Somit wird Nachfolge zum Risiko – wenn es z. B. geeignete Frauen in der Pfarre gibt, sie in die Leitung mit einzubeziehen, sie predigen zu lassen – möglicherweise taugen auch sie für das Reich Gottes!
Und möglicherweise taugen sie dazu sogar sehr gut!
Liebe Leserinnen und liebe Leser meiner Kommentare! Mit diesem Kommentar darf ich mich bei Ihnen und Euch verabschieden und mich gleichzeitig sehr herzlich für die sehr wertschätzenden Rückmeldungen und Kommentare bedanken

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 25/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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