Evangelienkommentar 12. Sonntag im Jahreskreis (Lk 9, 18–24)

(rb–19.6.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Andrea Leisinger, Pastoralassistentin in der Pfarre Hallein – St. Josef Neualm.

Wagen wir es!

Jesus betet für sich allein und stellt dann den Männern seines Vertrauens – den Jüngern – die Frage, für wen ihn die Leute halten. Er geht unter die Meinungsforscher. Mit dieser Methode ist er ziemlich modern unterwegs – er holt sich die Rückmeldung von den Menschen, die täglich um ihn herum sind. Die mit ihm leben und ihm nahe sind. Und diese Menschen sagen nicht, die Menschen halten dich für einen sozialen Revolutionär, für einen Heiler, für einen Religionskritiker oder für einen Zimmermannssohn aus Nazareth, der eine Gabe zu predigen hat. Nein, sie erkennen in ihm einen Mann Gottes und haben auch ganz klare Vorstellungen davon. Die Meinung der Apostel ist gefragt! 

Diese denken sofort darüber nach, welche Vorteile ihnen selber durch Jesus zukommen werden und sie werden im nächsten Augenblick von Jesus auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Er gibt ihnen keine Bischofsämter und setzt sie in keine machtvollen Positionen ein, nein, er fordert sie auf, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen. Ein kleines Wort wird in diesem Text fast überlesen. Täglich! Das heißt immer wieder, auch wenn es schwer ist. Täglich neu Entscheidungen fällen, täglich neu einen Menschen annehmen, der sich vielleicht aufgrund einer Krankheit auch in seinem Denken und Handeln total verändert, täglich neu mit einer beruflichen Situation umgehen, die vieles abverlangt, täglich neu sich zu ärgern über strukturelle Ungerechtigkeiten – auch in der Kirche und so weiter. Und trotzdem nicht aufgeben! Weitergehen in seinen Spuren und nicht das verleugnen, was mir selber wichtig ist. So zu leben, dass ich vielleicht auch Spuren hinterlasse, in die dann auch wieder andere Menschen treten können. 

Hilde Domin, die deutsche Lyrikerin, hat einen wunderbaren Text verfasst:

Zu dritt zu viert ungezählte, einzeln allein gehen wir diesen Tunnel entlang zur Tag- und Nachtgleiche drei oder vier von uns sagen die Worte, dies Wort: „Fürchte dich nicht.“ es blüht hinter uns herHilde Domin: „Sämtliche Gedichte“; Hrsg. Nikola Herweg und Melanie Reinhold; S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2009

Wagen wir es! Stellen wir die Frage, wer ist Jesus für mich – die Antwort liegt nahe: Einer, der für mich ist. Dann wird es hinter uns herblühen.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 24/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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