Evangelienkommentar 3. Sonntag im Jahreskreis (Lk 1, 1–4; 4, 14–21)
(rb–23.1.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Rupert Santner, Kooperator in St. Johann in Tirol und Oberndorf in Tirol.
Bist du bereit für einen Neubeginn?
Vor allem, wenn ein langer Leidensweg durchgemacht wurde. Wenn zwischendurch schon die Verzweiflung drohte. Oder wenn man eigentlich schon aufgegeben hatte… dann, ja dann ist die Gnade eines Neubeginns etwas Überwältigendes! Niemand hätte es für möglich gehalten. Keine Macht der Welt kann es bewirken! Und auf einmal beginnt das Leben mit so viel Hoffnung wieder wie von vorne!
So muss es dem Volk Israel in der 1. Lesung gegangen sein! Nach fast 60 Jahren babylonischer Gefangenschaft kommen sie wieder zurück und bauen den Tempel in kurzer Zeit wieder auf. Als der Tempel das erste Mal wieder für das Volk bereitstand, nimmt Esra die Buchrolle und liest ihnen die Weisung Gottes vor, welche für jeden Beteiligten das Leben bedeutete.
Dem Wort Goottes treu zu sein ist ihr Heil! Soviel ist ihnen allen bewusst und sie weinen vor Freude, weil sie diese Zusage unglaublich trifft.
Anders geht es da wohl Zacharias in der Langfassung der ersten Lesung. Er war für den unerwarteten Neubeginn Gottes mit seinem Volk noch nicht ganz bereit. Was geschieht? Er verstummt, weil sich die Verheißung Gottes erfüllen wird und angesichts derer, jede andere Stimme verstummen muss. So haben wir zwei Urbilder, welche uns einen Neubeginn Gottes in der Geschichte markieren: Esra und Zacharias. Bei beiden geht ein Leidensweg voraus und beide Male ist es das absolute Eingreifen Gottes, welches die Geschichte und das Schicksal wendet. Das Entscheidende ist der Zuspruch zum Wort Gottes, welches der innere Glaubensakt ist. Dieser Botschaft unser Herz zu schenken, dem Gesandten zu glauben und Gott in seiner Allmacht einfach walten zu lassen. Er wird die Geschichte wenden. Er weiß, wann die Zeit und auch unsere Herzen reif sind für einen Neubeginn. Und er schenkt uns sein Wort, damit wir ihn dadurch in unserem Leben aufnehmen können. Das Wort Gottes führt uns jeden Schritt! Es ist das Einzige, was die Zeit und die Geschichte als auch dein Leben wirklich neu machen kann!
Dem Wort Gottes zu vertrauen! Diese Botschaft anzunehmen und in uns aufzunehmen ist das, was den Glauben ausmacht. Darin wird sich die Geschichte zeigen und drehen: Gott ist gut, er wird es tun!
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 3/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.