Evangelienkommentar Ein Licht gibt Hoffnung (Mt 4, 12–17)
(rb–22.1.2023) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Mag. Herwig Ortner, Direktor vom Tagungshaus Wörgl.
Ein Licht gibt Hoffnung
Kaum ein anderes Bild beschreibt das Gefühl der Hoffnung besser als jenes vom Licht in der Dunkelheit. Das Bild zieht sich nicht nur durch die Heiligen Schriften, es entspricht auch unseren Alltagserfahrungen. Gerade in der Winterzeit mit ihren langen Nächten ist jeder Sonnenaufgang oder auch ein hell leuchtender Mond eine echte Wohltat.
Ganz sicher haben die Menschen, an die sich die Schreiber des Buches Jesaja, aber auch die Evangelisten wandten, sehr gut verstanden, was gemeint war: Hoffen, dass dunkle Zeiten enden, lässt manches Leid ertragen. Erlischt dieses Licht der Hoffnung, erlischt oft nicht nur eigener Lebensmut, es verdunkeln sich auch Grundtugenden wie Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Wer wirklich Hoffnung geben kann, das sollte für uns Christinnen und Christen außer Zweifel stehen: Jesus Christus, dessen Geburt wir vor einem Monat gefeiert haben und von dessen öffentlichem Wirken wir nun in den Sonntagsevangelien hören.
Dass Johannes der Täufer ins Dunkel des Gefängnisses geworfen und dann sogar hingerichtet wurde, hat vielen Menschen seiner Zeit Hoffnung geraubt. Dass aber mit dem Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu viele wieder Licht und Hoffnung gesehen haben, beschreibt das heutige Evangelium sehr eindrucksvoll. Jesus muss schon auf die ersten, die er in seine Nachfolge gerufen hat, eine unglaubliche Anziehungskraft ausgeübt haben.
Die Brüderpaare Simon und Andreas sowie Johannes und Jakobus sind ja nicht gelangweilt am Strand des Sees Genezareth herumgelümmelt und haben dringend nach einer Betätigung gesucht. Und ganz sicher ist es ihnen nicht leichtgefallen, ihre Familien zurückzulassen. Aber sie haben gespürt, dass das, wozu Jesus sie beruft, wichtiger ist und über den eigenen kleinen Lebensbereich hinausweist.
Unser Glaube und unser kirchliches Leben sollten dieses Licht der Hoffnung hegen und pflegen. Manchmal verlieren wir es nämlich aus dem Blick vor lauter Beschäftigung mit unseren weltlichen Befindlichkeiten. Paulus‘ Ermahnung an die Gemeinde in Korinth ließe sich ganz leicht in unsere heutige Zeit übersetzen…
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 3/2023) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.