Evangelienkommentar 1. Adventsonntag (Mt 24, 37–44)

(rb–27.11.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Stephan Richter, Religionslehrer am Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg-Liefering.

Vaterliebe

Noch einmal blättere ich leise um und lese mit sanfter Stimme die letzte Seite des Pixi-Büchleins. Dann lege ich es beiseite und entdecke neben mir ein braunes Stoffäffchen, das unter einem kleinen Arm versteckt ist. Von zwei Seiten höre ich tiefe, beruhigende Atemzüge und zwischendurch einen zufriedenen Seufzer. Nach unserer Tochter ist nun auch unser Sohn am Sofa neben mir eingeschlafen – und ich nehme mir die Zeit, diesen Augenblick zu genießen.
Wieder ist ein Tag ist vergangen, an dem unsere Kinder gespielt, gelernt und experimentiert haben. Wieder ein Tag, an dem sie Mama mutig ihre Kunststücke zeigten, sich schüchtern hinter Papas Beinen versteckten oder Trost auf dem Arm suchten. Ich staune über all das Erlebte – und bin beeindruckt: Von dieser besonderen Beziehung, die unsere Kinder und uns Eltern verbindet.
Eine solche Beziehung wünscht sich Gott auch mit uns: Wie oft stellt uns Jesus Gott als Vater der Menschen vor, wie oft spricht Jesus von seiner grenzenlosen Liebe?!

Gott will nicht der Unantastbare, der Ferne sein, sondern ein Gott, der eine Beziehung mit uns führt. Seine Liebe zu uns ist so groß, dass er selbst Mensch wird!

Er wählt das Leben auf der Erde für uns, um von sich zu erzählen, um uns näher zu ihm zu bringen, um für uns sogar zu sterben. Das alles tut er, weil er uns liebt: Er will, dass wir eine Beziehung zu ihm haben.
Für diese Beziehung müssen wir uns aber entscheiden: Das ist es, was Jesus immer wieder betont und uns in Gleichnissen erzählt. Und davon spricht er auch im heutigen Evangelium, wenn er uns auf seine Wiederkunft vorbereitet. Zeitlebens sollen wir uns für Gott entscheiden, ehe von zwei Männern einer mitgenommen und einer zurückgelassen wird (24,40). Was wie eine Drohung klingt, soll gerade keine solche sein: Jesus will uns vorbereiten auf jenen Tag, an dem er wiederkehrt und die Seinen zu sich nimmt. Er will sicher gehen, dass wir dann zu ihm kommen werden – überlässt aber uns die Wahl, uns bewusst für ihn zu entscheiden, mit allen Konsequenzen.
Vorsichtig nehme ich beide Kinder auf meinen Arm und lege sie behutsam in ihr Bett. Unglaublich, denke ich mir, wenn Gott uns genauso liebt wie ich meine Kinder!

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 47/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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