Evangelienkommentar 29. Sonntag im Jahreskreis (Lk 18, 1–8)

(rb–16.10.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Sr. Emanuela Resch, Halleiner Schwester Franziskanerin, Pädagogin, Generaloberin der HSF 2003.

Leben in Beziehung zu Gott

Im Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe führt uns Jesus einen unnahbaren Richter vor Augen, der nichts und niemanden fürchtet und sich grundsätzlich von niemandem beeindrucken lässt. Mit einer Ausnahme: Eine Witwe bedrängt ihn so lange, bis er sie nicht mehr ignorieren kann. Diese Witwe kommt immer wieder mit demselben Anliegen, obwohl der Richter sie wiederholt abweist.
Lange Zeit will er nichts von ihrem Anliegen hören – wir wissen nicht, wie lange – aber es wird klar, dass diese Frau von der Art ist, die nicht aufgibt, nicht nachlässt in ihren Bemühungen, nicht aufhört um eine Lösung ihres Problems zu flehen. Ihr Vertrauen, ihr Glaube sind von einer höchst beständigen Art. Mit ihrer beharrlichen Anfrage, ihrer wiederkehrenden Bitte baut sie zum Richter eine Beziehung auf. Er MUSS sich mit ihr beschäftigen, denn ihre Hartnäckigkeit beeindruckt und beunruhigt ihn.

 

Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?

Dieses Verständnis des Glaubens, der Beharrlichkeit und der Treue ist im Schwinden. Wir sind daran gewöhnt, die Dinge, die nicht funktionieren, schnell einmal bleiben zu lassen und uns dem zu widmen, was raschen Erfolg verspricht. Auf unserem Weg der Effizienz halten wir uns nicht gern bei etwas auf, das offensichtlich nichts bringt. Genau darum aber geht es im Gebet. Obwohl es scheinbar nichts bringt, ist es von allergrößter Bedeutung, nicht nachzulassen, immer wieder zu beten, das Leben zu einem immerwährenden Gebet zu machen.
Denn, was bewirkt das Gebet in einem Menschen? Man könnte vereinfacht sagen: Es öffnet ihm den Weg zu Gott. Im Beten, im schweigenden Dasein vor Gott, können wir den göttlichen Funken unserer Seele wachhalten und eine Beziehung zu ihm aufbauen. Wenn wir Gott und das Göttliche nicht aus dem Blick verlieren, können wir in Zeiten der Not und Bedrängnis auch mit göttlichem Beistand rechnen. Darauf will Jesus mit seinem Gleichnis hinweisen. Dass Gott, so fern wir ihn auch oft erleben, so unnahbar er uns auch erscheint, darauf wartet, dass wir eine Beziehung zu IHM aufbauen.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 41/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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