Evangelienkommentar 20. Sonntag im Jahreskreis (Lk 12, 49–53)

(rb–14.8.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Monika Mraz,
Pastorale Mitarbeiterin in Angath, Angerberg und Mariastein.

Ein bisschen ist zu wenig

Ich liebe die Stellen, an denen Jesus Dinge sagt oder tut, die im ersten Moment verwundern, vielleicht sogar tiefe Betroffenheit auslösen. Es sind die Augenblicke, wo es nicht reicht zu denken: „Schon verstanden, auf zum nächsten!“ Ein Innehalten ist gefordert, echte Auseinandersetzung. Am Sonntag wird uns im Evangelium genauso eine Stelle geschenkt. Wie kann es sein, dass uns da ein Jesus begegnet, der Feuer auf die Erde werfen will und es gar nicht abwarten kann, dass alles brennt? Wie passt es zum Friedensfürst, dass er Spaltung und Zwietracht bringen wird? Ist das „unser“ Jesus?
Feuer kann vieles: wärmen, kochen, erleuchten, aber auch verbrennen, zerstören, verletzen. Spannend, dass die meisten bei der Ankündigung des Feuers von Jesus an vernichtendes Feuer denken. Wenn wir an diesem Punkt Gottes Liebe ins Spiel bringen und Jesus folgendermaßen verstehen: „Ich will in euch die Liebe entzünden, sie möge in euch brennen und ihr sollt euch gegenseitig anstecken und diese Liebe weitergeben.“, dann haben wir plötzlich einen ganz anderen Flächenbrand, den sich Jesus wünscht.

 

Da steckt ein Auftrag drin: Für Jesus brennen heißt nicht ein bisschen lodern, hin und wieder aufflammen oder dann einheizen, wenn es gerade passt. Jesu Nachfolge fordert ein eindeutiges „Ja“.

Eine Entscheidung, die mich im Ganzen betrifft: Von Kopf bis Fuß mit Herz und Hirn. Und diese Entscheidung löst möglicherweise, ja sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit, Konflikte aus. Aus diesen Streitigkeiten macht Jesus kein Geheimnis. Er kündigt sie an, wenn er die Familie als Beispiel nimmt, wo sich Meinungen gegenüberstehen und zu Spannungen führen. Er nennt sie beim Namen, wenn er von der Spaltung und der Zwietracht spricht.


Allerdings darf Spaltung nicht als „sich gegenseitig vernichten wollen“ verstanden werden. Konträre Standpunkte dürfen existieren. Die Spannung gilt es auszuhalten und dabei das Gegenüber ebenso in liebevollem Blick zu bewahren, wie die eigene Ausrichtung hin zu Jesus. Um des lieben Friedens willen weniger an Jesus festhalten? Das wäre ein fauler Frieden und deshalb unmöglich. Es braucht eine klare Entscheidung: denn ein bisschen ist zu wenig!                      

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 32/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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