Evangelienkommentar 2. Sonntag im Jahreskreis (Joh 2, 1–11)
(rb–16.1.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Rupert Santner, Kooperator in St. Johann in Tirol und Oberndorf in Tirol.
Warum verteilt Gott Gaben und Talente ...
… komplett unterschiedlich? Ist die gesamte Schöpfung nicht ungerecht aufgestellt? Die Fähigkeiten und Talente sind einfach so unterschiedlich! So mancher steht fast leer da, andere hingegen explodieren vor lauter Möglichkeiten und Potential. Diese Unterschiedlichkeit in der Natur spiegelt sich zudem auch in der geistigen Realität wider, welche uns heute Paulus vor Augen führt: Jeder erhält komplett unterschiedliche Talente und Gaben vom Heiligen Geist!
Was soll uns dies sagen? Geht’s darum, dass wir wie die Gender-Idee meint alle Unterschiedlichkeit einebnen und jede Differenz gleichschalten um eine gerechtere Welt zu schaffen? Müssen Frau und Mann aus ihrer Rolle herausgenommen werden, damit kein Unterschied bleibt und dadurch eine Gleichberechtigung möglich ist? Nicht einmal eine Unterschiedenheit in der Anrede soll gemacht werden, da dadurch die Zweigeschlechtlichkeit sichtbar wird …
Wir könnten Gott 1.000 Vorwürfe machen, warum er die Schöpfung so unterschiedlich gestaltet hat. Warum sind wir alle komplett ungleich ausgestattet und talentiert? Doch darin zeigt sich sein Bauplan der Liebe.
Wir haben die Unterschiedlichkeit als Gabe Gottes bekommen, damit wir zu einer Gemeinschaft zusammenfinden. Jeder geht in den eigenen Talenten dadurch auf, dass er sie in den Dienst für den anderen stellt. Die Charismen sind deswegen unterschiedlich geschenkt, damit wir folglich einander dienen und uns mit den Gaben beschenken. Komplementarität statt Rivalität, Beschenken statt Verneinen, Dienen statt Auslöschen. Jede Gabe ist ein Geschenk für die anderen!
In der Ehe zeigt sich dies am deutlichsten: Mann und Frau sind so unterschiedlich geschaffen, damit sie dadurch einander ergänzen und einander dienen. Die Verschiedenheit schafft Gemeinschaft, nicht die Gleichschaltung. Deshalb hat Gott in der ganzen Schöpfung diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit hineingelegt, damit wir füreinander zu leben beginnen. Einer braucht den anderen. Niemand ist selbstgenügsam. Jede Gabe dient dem Ganzen. Das Heil und die Vollkommenheit liegen im Zueinander und Füreinander der einzelnen Gaben und Charismen.
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 2/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.