Evangelienkommentar Einer, der nach mir kommt! (Joh 1, 29–34)

(rb–15.1.2023) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Mag. Herwig Ortner, Direktor vom Tagungshaus Wörgl.

Einer, der nach mir kommt!

Kaum eine Person im neuen Testament strotzt so vor Kraft wie Johannes der Täufer. Er, der den Weg für Jesus, den Erlöser, bereiten soll, muss eine ungeheure Anziehungskraft besessen haben. Johannes hat nicht nur die Menschen seiner Zeit, sondern auch viele Künstler im Laufe der Jahrhunderte beschäftigt und beeindruckt. Jeder von uns kennt zahllose Darstellungen seiner Enthauptung.
Ich bin schon öfter am Thierberg in Kufstein, in der kleinen Kapelle der Einsiedelei, von einer recht drastischen Darstellung angeregt worden, mir über diesen besonderen Menschen Gedanken zu machen. Johannes ist einer, der sein Leben ganz in den Dienst eines anderen gestellt hat. Er wusste genau, dass er nur Bote sein kann, aber selber nicht die Verheißung erleben wird. Und in seiner Kompromisslosigkeit hat er sehenden Auges sein eigenes Leben riskiert und verloren. Weil es da etwas Wichtigeres gab. Und er muss von den Herrschenden seiner Zeit als große Bedrohung gesehen worden sein. Was ihn besonders faszinierend macht, ist die Kombination aus Energie und Tatkraft auf der einen sowie Sensibilität und Bescheidenheit auf der anderen Seite.

 

Dass Paulus wie auch Johannes letztlich als Bedrohung für die Herrschenden erkannt und auf die gleiche Art hingerichtet worden sind, mag eine Zufälligkeit sein. Auf jeden Fall ist sie eine weitere Parallele dieser beeindruckenden Zeugen Jesu.

Von ähnlicher Faszination wie Johannes der Täufer muss auch der Apostel Paulus für seine Zeitgenossen gewesen sein. Während Johannes Jesu öffentliches Wirken nur ganz kurz erlebt hat, ist ihm Paulus überhaupt nicht persönlich begegnet. Und trotzdem hat er Jesu Botschaft verkündet und für die jungen Gemeinden auch „übersetzt“. Ohne ihn wäre das Christentum wohl kaum über eine regionale Gemeinschaft hinausgewachsen. Vielleicht wüssten heute nur noch ein paar Historiker von einer kleinen Bewegung vor rund 2000 Jahren, die sich der römischen Besatzung in Palästina entgegengestellt hat und deren Anführer wie so viele vor und nach ihm hingerichtet wurden. Johannes und Paulus bleiben für mich zwei besonders beeindruckende Zeugen von Jesu Botschaft.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 2 / 2023) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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