Evangelienkommentar Christkönigssonntag (Joh 18, 33b–37)

(rb–21.11.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Eduard Baumann, Vorsitzender der Berufsgemeinschaft der PastoralassistentInnen und TheologInnen, Leiter der Bibelwelt, Salzburg.

Wahrheit, die von Gott kommt

Das Johannesevangelium kennt keine Kindheitsgeschichten, die die göttliche Herkunft Jesu bereits mit seiner Geburt bekräftigen. Die Evangelienstelle dieses Sonntags kann aber antithetisch als die „ernste Weihnachtsgeschichte“ des Johannesevangeliums gelesen werden. Nicht Engel künden den „Sohn des Höchsten“, keine Weisen aus dem Morgenland verehren den König der Juden wie bei Matthäus, sondern die Befragung über Leben und Tod vor Pontius Pilatus proklamiert das Königreich Gottes. Kontrastreicher könnten die Umstände und auch das Unverständnis bezüglich der Art und Weise der Königsherrschaft Jesu nicht sein. 

Lassen wir die Szenerie vor unserem Auge erstehen: Es ist der frühe Morgen, an dem nachmittags die Lämmer für das abendliche Passamahl geschlachtet werden. Der Jude Jesus steht vor dem heidnischen Imperium Romanum, das heißt vor der Macht der damals erkannten gesamten Welt. Ein Vertreter des römischen Kaisers versucht Licht in diesen für ihn lästigen Streit der jüdischen Hohepriester mit einem galiläischen Wanderprediger zu bringen. Geht es um ein reales Königtum des Judentums, das die römische Staatsmacht bestreitet, dann muss kurzer Prozess gemacht werden! Ist die Sache als innerjüdisch-religiöse Streitigkeit zu betrachten, dann gilt es den Fall zurückzuweisen. 

Was ist Wahrheit? Dieses geflügelte Wort durchzieht die Jahrhunderte bis heute. Nur wer aus der Wahrheit ist, die von Gott kommt, kann Jesu Stimmen hören. Jesus hat sie gehört und ist aus diesem Grund in die Welt gekommen.

Pilatus muss im Verhör herausbekommen welcher Art der Streit ist und steuert direkt die Königsfrage an. Jesus greift sie erst beim zweiten Nachfragen auf: „Mein Königtum ist nicht von hier“, denn es hat seine Wurzeln in einem göttlichen Ursprung mit einem besonderen Auftrag. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Wie soll der Heide Pilatus das verstehen können? Ein Königtum, das von der göttlichen Sphäre in diese Welt reicht, um die Wahrheit zu bezeugen, kann es für ihn nicht geben. Hinter seinem Wort „Was ist Wahrheit?“ steckt die Skepsis aller, die die Existenz Gottes ausklammern. Entscheidend ist für Pilatus das Wort des Kaisers. Sollte es eine Wahrheit geben, dann ist es die des Kaisers. Und heute? An wen mache ich Wahrheit fest?

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 46/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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