Evangelienkommentar 5. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1, 29–39)

(rb–7.2.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Helene Czifra, Theologin in Salzburg.

Freundschaft mit Gott

 

Jeder von uns hat die Sehnsucht nach echten Freunden und ist dankbar, wenn sich jemand als Freund erweist. Was zeichnet Freundschaft aus? Freunde sind willkommen, denn sie haben ein offenes Ohr für das, was uns beschäftigt und umgekehrt: Wir hören ihnen gerne zu. Wie schön ist es, mit Freunden zu lachen und wie tröstlich, miteinander zu weinen. Echte Freunde sind nicht immer einer Meinung, aber erfahren Verschiedenheit als Bereicherung.

Im heutigen Evangelium lesen wir, dass auch Jesus Freunde aden erzählen ihm, dass die Schwiegermutter krank sei. Jesus lässt sich von der Sorge seiner Freunde berühren und handelt: Er geht zu der Kranken, nimmt ihre Hand und richtet sie auf.

Es ist nicht die kranke Schwiegermutter, die um Heilung bittet, sondern sie wird geheilt, weil Simon und Andreas ihre Sorge dem Herrn anvertraut haben. Wie wirkmächtig doch das fürbittende Gebet ist!

 

Jesus will auch mein Freund sein. Wie pflege ich diese Freundschaft zu ihm?

Die heilige Teresa von Avila hat sich viele Gedanken über die Freundschaft zwischen Gott und uns Menschen gemacht. Das Gebet ist der Schlüssel zu dieser Freundschaft. Für die heilige Teresa ist beten „nichts anderes als das Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammen kommen, ..., weil wir sicher wissen, dass er uns liebt“.

Durch das Lesen in der Hl. Schrift und das Verweilen vor dem Allerheiligsten gewinnt die Freundschaft mit Gott an Tiefe und wird immer schöner. Oft wissen wir nicht, wie wir beten sollen. Sobald wir nach den richtigen Worten suchen, dürfen wir sicher sein, dass wir schon mitten im Gebet sind. „Der Herr aber will nur, dass wir ihn bitten und uns bewusstmachen, dass wir in seiner Gegenwart sind, da er schon weiß, was wir brauchen“, so die heilige Teresa.

Vor dem Herrn dürfen wir einfach sein – mit all dem, was uns beschäftigt. Es übertrifft alle zwischenmenschlichen Freundschaften. Wir sind ihm so wichtig, dass er seinen Sohn für uns hingegeben hat. Er sehnt sich danach, dass wir uns ihm anvertrauen. Gerade das, was uns schwer fällt und traurig macht, ist bei ihm gut aufgehoben.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 5/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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