Evangelienkommentar 23. Sonntag im Jahreskreis (Mt 18, 15–20)

(rb–6.9.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Frank Cöppicus-Röttger, Stadtpfarrer von Radstadt und Pfarrer im Pfarrverband Forstau, Radstadt, Untertauern.

Krisenmanagement Jesu

Die Illusion, dass man als Jünger Jesu konfliktlos leben könnte, ist erfahrungsgemäß kaum realisierbar. Die Liebe, die der Herr unmissverständlich predigt und zum Erkennungszeichen seiner Jünger erklärt (vgl. Joh 13, 35), ist ja auch nicht einfach nur mit „nett sein“ zu verwechseln. Aber wie sollen wir als Christen mit Konflikten unter uns umgehen? Im heutigen Evangelium gibt uns Jesus darauf eine Antwort, dessen ersten Teil man vielleicht so ausdrücken könnte: Nicht übereinander reden, sondern miteinander reden! Es bedarf aber schon einer Portion Mut, zu demjenigen, mit dem ich ein Problem habe hinzugehen, um mit ihm zu reden. Da ist es ohne Zweifel viel angenehmer bei anderen zu reden und über ihn zu schimpfen. Hand aufs Herz, die Alltagsrealität in unserer kirchlichen Landschaft zeigt, dass wir uns an diese erste Weisung Jesu, nämlich zunächst unter vier Augen zu reden oft nicht halten. Nicht zuletzt endet dann das Reden und Schimpfen über andere in Bloßstellungen, Gerüchten und falschen Verdächtigungen und Beschuldigungen bis hin zu Mobbing und Ehrabschneidung. Das ist aber wohl alles andere als christlich.

Geben wir uns aber mit dem nicht zufrieden, sondern setzen wir Akzente mehr aus dem Wort Gottes zu leben und zu handeln!

Also, die erste Anweisung Jesu in diesem Text tun wir oft nicht und ich möchte behaupten, die letzte tun wir auch kaum. Zumal die Aufforderung jemanden wie einen Zöllner oder Sünder zu behandeln, also ihn nicht mehr als Bruder oder Schwester im Herrn zu sehen uns zunächst einmal unchristlich und vielleicht brutal vorkommt. Das aber hat kein anderer als Jesus selber gesagt, denn wenn sich jeder, egal was er glaubt und egal ob er nach den Geboten des Herrn leben will oder nicht, immer noch als Christ bezeichnen kann, weil er Kirchenmitglied ist, verliert unsere Glaubensgemeinschaft immer mehr an Kraft, weil sie in Gefahr ist, nicht mehr für Jesus zu brennen und vom Salz der Erde und Licht der Welt, was wir sein sollen (vgl. Mt 5, 13–16) kaum noch etwas zu spüren ist.

Eine Krise ruft uns aber zur Entscheidung auf und es ist wichtig sie zu treffen, denn ich entscheide mich selbst, wie ich zu Gott stehe und ob ich auf sein Wort höre oder nicht.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 36/2020) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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