Evangelienkommentar 23. Sonntag im Jahreskreis (Mk 7, 31–37)

(rb–5.9.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Anton Angerer, Diakon in Stumm im Zillertal.

Effata – Öffne dich!

Bei jeder Taufe berührt der Taufspender Ohren und Mund des Täuflings und verwendet den Effata-Ritus: „Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf ‚Effata‘ dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.“

Dieser Ritus ist eigentlich die Kernaussage des heutigen Evangeliums. Denn in der heutigen Frohbotschaft geht es um einen Menschen, der nicht sprechen und hören kann, um einen Gehörlosen. Das harte Los dieses Betroffenen ist wohl, dass er von der Außenwelt irgendwie ausgeschlossen ist und in totaler Abhängigkeit von seinen Mitmenschen lebt. Diese bringen ihn zu Jesus mit dem großen Vertrauen, dass nur er ihn von diesem schweren Los befreien kann. Und tatsächlich: mit dem Ruf „Öffne dich“ befreit Jesus den Taubstummen aus seiner schrecklichen Isolation.

„Öffne dich“ – dieses Wort meint in seinem tieferen Sinn die Befreiung von Taubsein und Stummsein gegenüber Gott. Es bezieht sich auf den lebendigen Kontakt mit Gott, auf den Glauben. Glauben bedeutet offen sein für Gott, ganz und gar auf ihn hören und vertrauen. Dieses Vertrauen hat Jesus immer wieder gefordert, wenn er Zeichen und Wunder tat.

Menschen, die nicht glauben, sind wie Taubstumme vor Gott. Sie hören zwar sein Wort in der Verkündigung, sie sehen seine Zeichen in der Natur, in Begegnungen und Ereignissen, aber sie nehmen sie nicht als Gottes Wirken wahr.

Die Bitte, hören und sprechen zu können, geht jeden von uns an. Dieses „Effata“ betrifft uns jeden Tag im Umgang mit den Mitmenschen. Es richtet sich gegen eine seelische Gehör- und Sprachlosigkeit. Wir sehen, hören und besprechen vieles, doch sehen und hören wir eigentlich genau hin? Es gibt Lebensbereiche, für die wir sprachlos geworden sind: „Das verschlägt mir die Rede.“ Andererseits fehlt uns der Mut zu sagen, was eigentlich gesagt werden muss und hinzuhören auf das, was wir lieber überhören würden.

„Öffne dich!“ Wir wollen den Herrn bitten, dass er auch unsere Ohren, unsere Augen, unseren Mund und unser Herz öffnen möge für seine Botschaft und die Nöte unserer Mitmenschen.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 35/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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