Evangelienkommentar 14. Sonntag im Jahreskreis (Mk 6, 1b–6)

(rb–4.7.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Gerhard Glück, Mitarbeiter in der Erzdiözese Salzburg.

Welchen Beruf hatte Jesus?

Das aktuelle Evangelium beschreibt die Szene, in der Jesus in seiner Heimatstadt in der Synagoge predigt. Er erfährt die klassische Ablehnung, die heute sprichwörtlich ist, nämlich die Tatsache, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Er ist zu bekannt und sein Brotberuf steht für seine ehemaligen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zu sehr im Vordergrund, als dass sie sich auf einen neuen Beruf einstellen könnten.

Jesus ist als Handwerker bekannt. Im griechischen Text steht hier das Wort „tekton“. Es wird seit Luther mit „Zimmermann“ übersetzt. In seiner volleren Bedeutung heißt es aber Handwerker, also vom Maurer über den Zimmermann bis hin zum Architekten. Ein Allround-Handwerker. Einer, der Häuser baut und Schäden ausbessert. Einer, der den Menschen Heimat und ein Zuhause baut. Dafür ist er in Nazareth bekannt. 

Der Berufswechsel Jesu überfordert und lässt seine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner im Unglauben zurück.

Und plötzlich taucht dieser Jesus mit einem neuen Beruf auf. Als Berufener stellt er sich in seiner Heimatgemeinde als Prophet und Prediger vor – eine Überforderung für seine Nachbarn und Familienmitglieder. Die Rolle ist zu neu. Die Schublade des Handwerkers lässt für sie im Evangeliums-Text kein Entrinnen zu.

In der Ezechiel-Lesung steht das prophetische Wort: „Ob sie dann hören oder nicht – denn sie sind ein widerspenstiges Volk –, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war.“ (Ez 2, 5) Die Vergangenheitsform (… ein Prophet war) zeigt hier ganz deutlich auf: Die Tatsache, dass hier ein Prophet auftritt, kann erst, wenn überhaupt, in der Rückschau erkannt werden.

Das ist die zweite – die im Evangelium aktuelle – Profession Jesu. Er ist einer, der mit Weisheit redet und große Wunder tut. Sein Berufswechsel könnte erkannt werden, wird es aber nicht. Ihre Erfahrungen mit dem Handwerker Jesus aus Nazareth, den sie von klein auf kennen, sind in ihrer Wahrnehmung stärker als die Begegnung mit Jesus dem Propheten. Das Bild hat sich festgesetzt.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 26/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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