Evangelienkommentar 4. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1, 21–28)

(rb–31.1.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Albert Hötzer, Diakon in der Pfarre Siezenheim.

Am Sabbat in der Synagoge

Wir alle wollen frei sein. Die Freiheit rangiert ganz oben auf der Liste erstrebenswerter Güter. Für die Freiheit wird gekämpft, sie hat ihren Preis – manchmal ist dieser Preis sogar das eigene Leben. Doch was bedeutet Freiheit? Heißt das widerstandslos zu bekommen, was man will? So einfach ist es natürlich nicht: Ein süchtiger Mensch beispielsweise wird (fast) alles dafür geben, seine Sucht zu befriedigen. Süchtige Menschen sind offensichtlich nicht frei. Ungeachtet dessen werden sich die meisten Süchtigen weder zu ihrer Unfreiheit noch zu ihrer Sucht bekennen und dies oft sogar nicht einmal vor sich selbst.

Wer süchtig ist, ist von seiner Sucht besetzt. Hier bedarf es einer Erschütterung des ganzen Menschen, die stark genug ist, einen neuen Weg zu eröffnen.
Alles was das wahre Menschsein aushebelt und verbiegt, knechtet und zerstört den Menschen in seiner gottgewollten Freiheit. Der Mensch ist dann nicht mehr frei. Sein Bewusstsein ist manipuliert, selbst, oder gerade dann, wenn er sich gegen diese Erkenntnis sträubt. Wie findet ein Mensch da wieder heraus?

Ich weiß wer du bist: der Heilige Gottes.Mk 1,24

Im Evangelium befreit Jesus einen Menschen von einem unreinen Geist. Er tut dies nicht durch eine Zauberformel oder durch Beschwörungen irgendwelcher Art, sondern einfach durch seine entschieden ausgesprochenen Worte: „Schweig und verlass ihn.“ Die Anwesenden erschrecken über die Wirkung dieser Worte. Etwas Neues ist geschehen. Hier lehrt und handelt einer, bei dem Wort und Tat untrennbar zusammengehen. Jemand, dessen Worte nicht geliehen sind von Autoritäten früherer Zeiten: „…er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“

Als Vortragender in der Synagoge zeigt Jesus auf: Traditionen sind für ihn offensichtlich dann relevant, wenn sie den Zugang zum lebendigen Gott nicht verstellen. Jesus lebt mit dem Schrifttum des Alten Testamentes, aber er lebt nicht wie ein Gelehrter damit, dessen Wissen nur bedingt mit dem eigenen Leben zu tun hat. Jesu Ansinnen ist die Freiheit, die sich in der Liebe Gottes verwirklicht.
Das ist die Maßgabe an der sich alle in seiner Nachfolge befindlichen Menschen zu messen haben. Den Heiligen aller Zeiten, Frauen und Männern, war immer bewusst, wie weit sie noch von solch einer Maßgabe entfernt sind.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 4/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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