Evangelienkommentar Pfingsten (Joh 20, 19–23)

(rb–31.5.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Otmar Stefan, Kirche Direkt – Ombudsstelle und Katholikenanwaltschaft der Erzdiözese Salzburg.

Göttliche Gabe – Vergebung der Sünden

Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes und wurde in den ersten Jahrhunderten der Kirche nicht als eigenes Fest gefeiert, denn nach dem Zeugnis des Neuen Testaments war und ist die Geistsendung eine von Ostern untrennbare Wirklichkeit. Sie erfolgte nach Joh 20, 19–23 am Abend des Ostertages, dies wird uns im heutigen Evangeliumstext so vermittelt. Die Jünger hatten von Maria Magdalena, der Jesus als Erster erschienen ist, die Botschaft Jesu an sie gehört, aber dies schien keine Wirkung zu entfalten; die Jünger wirkten wie herrenlos und verwaist, sie versammelten sich hinter verschlossenen Türen, es gibt keine konkrete Ortsangabe, wo sie sich befanden. Und in diese Situation hinein tritt Jesus, der Auferstandene durch die verschlossene Tür und zeigt sich den Jüngern, er weist ihnen auch seine Identität nach, seine durchbohrten Hände und Füße; hier steht kein Geist vor ihnen, sondern einer, der auch in seiner physischen Existenz den Tod überwunden hat.

Pfingsten ist das Fest der Inkarnation des Geistes Gottes im Herzen der Menschen.Otmar Stefan, Kirche Direkt – Ombudsstelle und Katholikenanwaltschaft der Erzdiözese Salzburg

Nun wird auch für die Jünger das Zeugnis der Maria Magdalena vom auferstandenen Herrn glaubhaft und löst große Freude aus. Es entsteht eine ganz neue Offenheit, ein nicht mehr von Zweifeln bedrängter Glaube an die Auferstehung Jesu von den Toten; ab diesem Moment sind die Jünger bereit, jene Gabe zu empfangen, die ihnen von Jesus verheißen wurde, der Beistand, der Heilige Geist.

Jesus hauchte seine Jünger an, dieses Anhauchen erinnert sehr an den Bericht von Gen 2, 7, wonach Gott bei der Erschaffung des Menschen durch seinen Geist, sein Einhauchen (hebräisch ruach = Geist/Atem/Wind), diesen erst lebendig macht. Mit diesem Anhauchen Jesu empfingen die Jünger nicht nur die österlichen Gaben von Friede und Freude, sondern auch eine wahrhaft göttliche Gabe, die Gabe der Vergebung der Sünden; denn wer kann Sünden vergeben? Doch nur Gott allein.

Ab diesem Moment wird das Tun der Jünger kein Handeln aus eigenem menschlichen Vermögen, sondern ein Handeln aus göttlicher Vollmacht, in persona Christi; also ganz im Sinne der Worte des Apostels Paulus, nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Pfingsten vermittelt uns somit eine Wirklichkeit, die weit über alles menschliche Denken und Vermögen hinausgeht, es ist das heilbringende Handeln Gottes bis in unsere Gegenwart hinein. An diese Wirklichkeit dürfen wir gerade jetzt in dieser für viele so bedrängenden Zeit aus ganzem Herzen glauben – Gott ist mit uns.


Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 22/2020) erschienen.
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