Evangelienkommentar 30. Sonntag im Jahreskreis (Mk 10, 46b–52)

(rb–24.10.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Magdalena Unterrainer, Referentin für Schulpastoral und für Öffentlichkeitsarbeit im Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese.

Jetzt ist die Zeit

Bartimäus fasziniert mich. Er weiß, dass er genau jetzt die Chance hat, sein Leben zu ändern – und er nützt sie. Er wirft sein altes Leben ab, wie er seinen Mantel zurücklässt und wagt den Schritt in eine neue Zukunft. Seine Heilungsgeschichte möchte ich aus zwei Perspektiven betrachten.

Zuerst aus einer ganz persönlichen. Denn immer, wenn mir dieses Evangelium unterkommt, muss ich an das denken, was mich gerade beschäftigt und ich frage mich selbst: Wo bin ich in diesem Geschehen? Stehe ich mitten in der Menge, beobachte neugierig und denke mir meinen Teil? Warum mische ich mich nicht ein? Bin ich eine von denen, die den Rufer zum Schweigen bringen wollen? Warum stören mich seine Schreie? Gehöre ich zu jenen, die ihn ermutigen, sich auf die Beine zu stellen? Warum? Oder finde ich mich im Rufer wieder? 

Habe ich den Mut, aufzustehen und frei heraus zu sagen, was ich mir für mein Leben und meine Seele sehnlichst wünsche? Von welcher Blindheit will ich geheilt werden? Was möchte ich sehen können?

In der zweiten Perspektive blicke ich mit den Augen der Kirche auf den Rufer. Vor ungefähr 60 Jahren hat das Zweite Vatikanische Konzil die „Zeichen der Zeit“ definiert. Die Zeichen der Zeit sind die Rufe der Welt, die nicht verstummen, weil sie von welt- und glaubensbewegender Dringlichkeit sind. Die  Kirche kann – vom Heiligen Geist geleitet – nicht daran vorübergehen. Was könnten diese Rufe heute sein? 

Das immer lauter werdende Stöhnen der Schöpfung, die die Menschheit in einem falschen Verständnis von „Untertan-machen“ ausgebeutet und damit einen unumkehrbaren Zerstörungsprozess in Gang gebracht hat? Und wenn wir ihr Stöhnen nicht hören, nehmen wir wenigstens die Jugend ernst, die der Schöpfung ihre Stimme leiht?

Immer lauter und lauter wird auch das Schweigen jener Menschen, für die die Kirche keine Rolle mehr spielt. Die keinen Bezug mehr zu ihrem Leben erkennen können in der Sprache, den Ritualen und der Botschaft der Kirche. Obwohl sie eine Sehnsucht spüren für ihr Leben und ihre Seele nach Glaube, Liebe, Hoffnung. Was hören wir als Kirche? Woran gehen wir nicht vorüber? Wen fragen wir: „Was willst du, dass ich dir tue?“ 

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 42/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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