Evangelienkommentar 4. Adventsonntag (Lk 1, 26–38)

(rb–20.12.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Klaudia Achleitner, Referentin für Pfarrgemeinderäte in der Erzdiözese Salzburg.

Der linke Flügel des Engels

Maria hat sich eingelassen auf den Deal. Sie ist zwar schon kurz erschrocken über den Inhalt der Worte des Engels, der bei ihr eingetreten ist. Doch sie hat sich schnell erholt, die Botschaft nicht in Frage gestellt und einfach gefragt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1, 34). Die Antwort des Engels genügte Maria. So konnte sie am Schluss des Gesprächs sagen, so sei es, „…mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1, 38).

Der Ort des Geschehens war Nazaret. Wir erfahren nicht, wo genau sich Maria, zu dem Zeitpunkt als der Engel bei ihr eintrat, aufgehalten hat. Es muss auf jeden Fall ein guter und sicherer Ort gewesen sein, der Maria diese Begegnung ermöglicht hat.

 

Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.Lk 1, 35

Wenn wir diese Verse lesen, entstehen vielleicht Bilder in unserem Kopf. Wir versuchen das Geschehen in eine Szene zu verwandeln, die in konkreten Räumen mit konkreten Gestalten stattgefunden hat. Im Lauf der Kunstgeschichte entstanden viele Darstellungen dieses Ereignisses. Interessant ist, wie unterschiedlich die Figur des Engels dargestellt wird: Einmal scheint der Engel von oben herab auf Maria zu stürzen. Manchmal kniet er vor ihr. Ein anderes Mal tritt er aus dem Hintergrund fast schüchtern auf Maria zu. Oder er tritt selbstbewusst und auf Augenhöhe auf Maria zu. Meist stellt eine Hand eine Segensgeste dar.

In den Klöstern wurden in Schreibstuben die heiligen Bücher durch Abschreiben vervielfältigt. So entstand im 12. Jahrhundert im ehemaligen Benediktinerstift Mondsee das Evangelienbuch des Luitold mit einer eindrucksvollen Darstellung der Verkündigung: vor goldenem Hintergrund steht der Engel Maria gegenüber. Die beiden sind gleich groß und schauen sich in die Augen. Die Hand des Engels ist segnend erhoben, während Maria ihre Hände empfangend geöffnet hat. Fürsorglich und beschützend ist sein linker Flügel über ihr gebreitet, genauso wie es im Evangelium heißt: die „Kraft des Höchsten wird dich überschatten“.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 51/2020) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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