Evangelienkommentar 29. Sonntag im Jahreskreis (Mk 10, 35–45)

(rb–17.10.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Magdalena Unterrainer, Referentin für Schulpastoral und für Öffentlichkeitsarbeit im Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese.

Von Macht und Potential

Jesus und seine Begleiter und Begleiterinnen erfuhren Beherrschung und Unterdrückung durch die Weltmacht Rom. Auch 2000 Jahre später ist die Unterdrückung durch fremde Herrscher oder autoritäre Regime für mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung traurige Realität – wir hören die Hilferufe von vielen Kindern, Frauen und Männern. Wie damals  hoffen sie auch heute darauf, dass ihr Recht auf ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges Leben anerkannt wird. 

Die Jünger sehen in Jesus den machtvollen Retter, der sie befreit. Der die Römer aus dem Land jagt und eine neue Herrschaft aufbaut. Diese Aussicht ist so verlockend, dass sich Jakobus und Johannes gleich hohe Ämter, die besten Plätze ganz oben, sichern möchten. Doch Jesus denkt in anderen Kategorien. 

Machthaber in seinem Sinne nehmen die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen wahr, ohne auf das eigene Ansehen zu blicken. Sie handeln mit Mut auch gegen Widerstände für das Wohl aller. Diese Mächtigen können ihre eigenen Schwächen annehmen, dazu stehen und sich weiterentwickeln. Sie müssen sich nicht mit Strenge und Gewalt durchsetzen. Sie werden anerkannt, weil sie glaubwürdig sind.

„Potenzial“ bezeichnet im Lateinischen ursprünglich Macht und Stärke im politischen Sinne. Das Potenzial, sich im Sinne Jesu „machtvoll“ füreinander einzusetzen, besitzen alle Menschen – nicht nur einige Auserwählte.

Wir alle sind aufgerufen, uns mit unseren Begabungen einzubringen und die Gemeinschaft im Hier und Jetzt zu gestalten, damit wir weiterhin gemeinsam gut unterwegs sein können.

Der erste und wichtigste Schritt dazu ist das Zuhören. Hören auf die Bedürfnisse der Menschen rund um uns. Wahrnehmen, auf welche Art und Weise wir unterwegs sind. Darum geht es in dem weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus angeregt hat. Bedenkenswert: Es ist die größte Befragung zum Umgangs- und Führungsstil innerhalb einer Gemeinschaft, die es in der Geschichte der Menschheit je gegeben hat. Viele Machthaber würden dem Volk niemals solch eine Stimme geben!

Nützen wir unser Potenzial. Reden wir mit, denn bei Gott sitzen wir längst alle an einem runden Tisch. Da gibt es keine schlechteren oder besseren Plätze.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 41/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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