Evangelienkommentar 28. Sonntag im Jahreskreis (Mt 22, 1–14)

(rb–11.10.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Elisabeth Müller, Pastoralassistentin in Bürmoos und St. Georgen bei Salzburg.

Hochzeit mit Hindernissen

Corona hat die Hochzeitspläne vieler Paare gewaltig durcheinander­gewirbelt. Viele haben ihre Trauung auf unbestimmte Zeit verschoben oder entsprechend den geltenden Rahmenbedingungen im kleinsten Kreis gefeiert. Auch die Hochzeit, von der das Gleichnis Jesu erzählt, verläuft anders, als der König ursprünglich geplant hat.

Es beginnt damit, dass die geladenen Gäste das Fest boykottieren. Ein Affront ersten Ranges gegen den Gastgeber. Die erste Aufforderung, zum Fest zu erscheinen, ignorieren die Geladenen schlichtweg, bei der zweiten wird ein Teil sogar gewalttätig gegenüber den Dienern des Königs.

Im Kontext des Matthäusevangeliums ist mit den geladenen Gästen das von Gott auserwählte Volk Israel gemeint. Ihnen sind alltägliche Obliegenheiten wichtiger als das Fest. Ja, sie ermorden sogar die Knechte – das heißt: die Propheten –, um das Werben Gottes zum Verstummen zu bringen. Dass der König daraufhin die verstockten Geladenen ermorden und ihre Stadt vernichten lässt – indirekt angesprochen ist damit die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 –, erscheint im Gleichnis als gerechte Strafe.

Dennoch beschließt der König, das Fest zu feiern, mit anderen eben. Er schickt seine Diener aus, an die Kreuzungen (wörtlich: an die Enden) der Straßen zu gehen und alle, die sie treffen – egal ob gut oder böse –, herbeizuholen. Der Ruf Gottes zum Hochzeitsmahl ergeht nun an die Menschen am Rande, aus der Perspektive Israels: an die Heidenvölker. 

 

Die Menschen am Rande sind zum Fest gerufen. Was ist der tiefere Sinn unserer Feste?

Dass unter den Festgästen schließlich einer ist, der kein Hochzeits­gewand trägt, trübt die Feststimmung nochmals. Denn der König lässt ihn – aus unserer Sicht wegen einer Lappalie – in die äußerste Finsternis werfen. Erst jetzt, nach diesen vielen Unterbrechungen und Störungen, kann das Fest gefeiert werden.

Was sagt uns heute dieses sonderbare Gleichnis Jesu? Ist es nicht eine Anfrage an unsere Feierkultur, die sich oftmals von Äußerlichkeiten bestimmen lässt? Zwingen uns die aktuellen Coronamaßnahmen mit Teilnahmebeschränkungen, Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht dazu, nach dem eigentlichen Sinn unserer Feste zu fragen? Gilt es nicht auch für uns als Kirche, die tiefere Bedeutung unserer gottesdienstlichen Feiern im Jahreskreis und zu den Sakramenten wiederzuentdecken? Nämlich die liebevolle Zuwendung Gottes zu uns Menschen?

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 41/2020) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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