Disputationes 2025 - Eröffnung

Haus für Mozart

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Sehr geehrte Fr. Präsidentin, sehr geehrter Herr Intendant,

geschätzte Damen und Herren,

Ungewissheit – ein gewichtiges Thema in einer Zeit, die wir in Anbetracht von Krieg und mannigfaltigen Krisen, als vielfach unsicher und ungewiss betrachten. Beim Blick in die Geschichte wird man auf der Suche nach einer Epoche, die den Menschen nicht auf die eine oder andere Art als ungewiss erschienen wäre, jedoch nur selten fündig. Ungewissheit, so meine ich, gehört wesentlich zum Menschsein; gewiss hat sie im Leben eines jeden von uns schon die eine oder andere Rolle gespielt.

Drei Jahrzehnte ist es nun her, dass ich meine Studien- und Lehrjahre in Rom verbringen durfte. Im Rückblick kommt mir diese Zeit fast paradiesisch vor. In meinen Jahren in Rom hatte ich mir zur Gewohnheit gemacht, jährlich immer wieder meine drei Lieblingsbücher zu lesen: „Der Idiot“ von Dostojewski, „Der Nachsommer“ von Stifter, und schließlich „Gestalten und Gedanken“ aus der Feder von Peter Wust. Dieser existenzielle Denker hatte seine Blütezeit in den Jahren zwischen den Weltkriegen und unmittelbar danach; heute ist er, so finde ich, zu Unrecht weithin vergessen.

Peter Wust, der in Münster wirkte, hat in der letzten Phase seines Lebens ein herausragendes Buch mit dem Titel „Ungewissheit und Wagnis“ geschrieben, gleichsam seinem Leben und seinem Glauben abgerungen. Diese beiden Elemente sieht er darin als Grundkonstanten menschlichen Lebens. Dazu möchte ich eine Anekdote ergänzen: Das fertige Werk präsentierte er, bereits von Krankheit gezeichnet, dem damaligen Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen – dem „Löwen von Münster“, der dem Nationalsozialismus kühn und entschieden entgegentrat. Mit Blick auf den Titel erwiderte der selbstbewusste Bischof: „‘Ungewissheit und Wagnis‘ – mein Leben war nie ungewiss, mein Leben war nie Wagnis.“ Wust war darob erschüttert – alles war nun wiederum ungewiss.

Bei all dieser Ungewissheit ist man versucht, in den Glauben zu flüchten, aber auch dort ist es mit der Gewissheit nicht weit her. Im Evangelium nach Matthäus (28,17) findet sich eine bemerkenswerte Stelle, als der Auferstandene den verbliebenen elf Aposteln in Galiläa erscheint.

Es heißt dort: „Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.“

Das altgriechische Original hat für den letzten Satz hoi dè edístasan. Ich habe mich dazu mit mehreren Gräzisten beraten, und es zeigt sich: Vermutlich wäre es richtiger zu übersetzen „sie aber zweifelten“ – alle zweifeln, nicht nur einige. Hier muss ich kurz etwas zur Etymologie des griechischen Verbs edístasan erläutern: Es handelt sich um den Aorist, also im Deutschen eine Vergangenheitsform, des Verbs distázein – dieses bedeutet „zweifeln, unsicher sein“. Es hängt mit den Begriffen für „zwei“ und „stehen“ zusammen; man „schwankt“ also gewissermaßen zwischen der einen und der anderen Option. Es gibt auch noch ein weiteres altgriechisches Verb aporeîn, mit dem ebenfalls „zweifeln“ gemeint ist – allerdings leitet es sich von póros „(Aus-)Weg“ ab; aporeîn meint also ein auswegloses Zweifeln, beinahe vielleicht ein VER-zweifeln.

Das edístasan der Apostel beschreibt aber ihre grundsätzliche Offenheit auf das Nicht-Fassbare hin – man könnte auch übersetzen: „Als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder – sie konnten es aber kaum glauben.“ In gewissem Sinne glauben und zweifeln die Jünger also zugleich – der eschatologische Vorbehalt bleibt offen.

Die Ungewissheit, die insecuritas, in der Peter Wust das Entscheidende sah, bestimmt und wirkt also in unserem Leben, bis hinein in den Glauben. In diesem wiederum wird uns aber auch Gewisses zugesagt und zugesichert. Wir glauben an die Auferstehung Jesu, an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben – wir erwarten sie sogar. Im Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstaninopel heißt es:

„et expécto resurrectiónem mortuórum et vítam ventúri saéculi.“

Das Thema der Disputationes klingt hier an. Wir dürfen also in aller Unsicherheit und Ungewissheit hoffen – dieses Hoffen steht ja im Zentrum des Glaubens an Gott von Anfang an. Sperare contra spem, Hoffen wider alle Hoffnung, dies ist bereits mit Abraham grundgelegt, wie Paulus einst an die Römer schrieb (4,18). Vielleicht – wieviel Ungewissheit sich doch in diesem kleinen Wort birgt! – lässt sich also sagen, am Ende sei nichts gewiss, nicht einmal die Ungewissheit.

In diesem Sinne wünsche ich einen gedeihlichen Austausch!

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