Fronleichnam

Predigt zu Fronleichnam, 3. Juni 2021, im Dom zu Salzburg.

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Liebe Schwestern und Brüder!

Das Christentum verdankt sich dem Judentum. Jesus war gläubiger Jude. Ich darf die Predigt heute, am Fronleichnamstag, an dem wir mit dem Heiligsten, das wir haben – der Eucharistie – auf die Straßen und Plätze gehen, um Stadt Land zu segnen, mit einem Text von jüdischen Gelehrten aus alter Zeit beginnen:

„In Zeiten der ernsten Gefahr, bei tödlichen Epidemien, wird nach altem jüdischen Brauch die Thora, die sonst im Lehrhaus bleiben muss, durch die Straßen der vom Untergang bedrohten Stadt getragen, damit die Plage ende.“

Wir haben fast eineinhalb Jahre Plage hinter uns. Wir hoffen und bemühen uns, auf dass diese Not bald weiche. In dieser Intention gehen wir heute auf die Straßen und beten für die Gesundheit der Menschen.

Die Fronleichnamsprozession hat ihr Vorbild in den so genannten Initienprozessionen. Das waren Prozessionen, die man von Zeit zu Zeit durchführte und an verschiedenen Stellen die Anfänge (daher das Wort Initienprozession: von lat. „initium“ – dt. „Anfang“) der Evangelien las und verkündete. An diese Prozessionsform hat Fronleichnam in seiner konkreten Gestalt, wie wir sie heute kennen, angeknüpft. So werden entsprechend den vier Evangelien vier Altäre auf dem Prozessionsweg aufgestellt, wo dann jeweils ein Evangelium gelesen wird und Stadt und Land gesegnet werden.

Was waren aber diese ursprünglich verlesenen vier Evangelien-Anfänge?

Am ersten Altar wurde der Anfang des Evangeliums nach Matthäus gelesen – das ist der Stammbaum Jesu. Die Auflistung der vielen Namen, die zu lesen immer einen etwas stupiden Eindruck hinterlässt, deutet die Menschheitsgeschichte an. Darin sind Namen enthalten, die wir lieber verschweigen würden. Die Liturgie tut es aber nicht. Keine Herkunftsgeschichte ist nur Heils-, sondern leider auch Unheilsgeschichte. So ist Kirche, Erzdiözese oder Land stets von beidem geprägt: Heil und auch Unheil. Dennoch gilt: Herkunft schafft Zukunft. Herkunft bedeutet jedoch auch, Verantwortung und Bereitschaft zu übernehmen und sich zu für Fehler der Vergangenheit, für die wir heute nichts können, zu entschuldigen. Dass es eine Institution wie die katholische Kirche gibt, die sich für 2000 Jahre Geschichte anklagen lässt, ist auch ein Dienst an der Gerechtigkeit heute. Allerdings ist es aber nicht selten so: Nicht alles, was heute als empörender Fehler empfunden wird, war es zu seiner Zeit auch. Alte jüdischen Gelehrte sprechen über König David folgendes Urteil: „Für seine Zeit war David ein Gerechter, für die heutige ist er ein Sünder.“

Zurück aber zum Stammbaum von Sündern und Heiligen: Jesus erwählt die im Stammbaum abgebildete Menschheit zu seiner Herkunftsgeschichte und bietet Erlösung an – für alle.

Am zweiten Altar wurde bei der mittelalterlichen Initienprozession der Anfang des Evangeliums nach Markus gelesen. Da hören wir über Johannes den Täufer. Er war ein mächtig und unerschrocken wirkender Mann; dennoch wusste er: „Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich.“ Johannes sah sich bei aller Eigeninitiative als Vorläufer. So sollen auch wir bei all unseren Stärken Vorläufer für kommende Generationen sein. Hierher gehören Begriffe wie Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit, gleiches Recht für alle und anderes mehr. Für gläubige Menschen braucht es so etwas wie eine Theologie der Vorläufigkeit; denn innerkirchlich wird weithin so getan, als ob wir ohne Maß aus dem Vollen schöpfen könnten. Wir bedenken zuweilen nicht, mit welchem Blick – ob mit Dankbarkeit oder mit Verwunderung vielleicht – die, die nach uns kommen, auf uns zurückblicken werden. Ihr Blick wird in manchen Bereichen gewiss schärfer sein als wir es vermochten. Und: Wie gehen wir mit dem Glaubensgut, das wir übernommen haben, um? Ich darf die bange Frage Jesu zitieren: „Wenn der Menschensohn wiederkommen wird, wird er noch Glauben auf der Erde finden?“     

Am dritten Altar folgt der Anfang des Evangeliums nach Lukas. Da stehen die sogenannten Kindheitsgeschichten im Zentrum. Das Kind steht für alles, was Schutz und ungeteilte Zuwendung braucht. Die großen und wesentlichen Bereiche menschlicher Existenz haben allesamt kindlichen Charakter; wie z.B. Vertrauen, Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit –  in all diesen Lebenselementen darf es kein Expertentum geben. Ein ganz besonders schutzbedürftiges Kind unserer Zeit ist wohl das Leben selbst; sein Anfang und sein Ende. Es ist wohl die beklagenswerte Schwäche unserer Generation, dass wir das Heilige, Echte und Wahre des Lebens gerade an den Brennpunkten wie Anfang und Ende nicht zu sehen und dieses nicht besser zu schützen vermögen. Diese Schwäche geht gewiss mit einer anderen Not einher: dem schwächelnden Glauben. Der Glaube wird zuweilen ins allein Private abgedrängt. Ohne institutionellen Schutz einer Kirche und Verankerung in eine der Menschenwürde dienenden Gesetzlichkeit wird Glaube letztlich der Willkür preisgegeben.

Wir kommen zum vierten Altar. Dort wird der Prolog des Johannesevangeliums gelesen, beginnend mit den mächtigen Worten: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“ Der Anklang an die ersten Worte der Bibel ist nicht zu überhören: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ In der Konfliktmoderation höre ich zuweilen sagen: An den Anfang zurück! Umkehr ist ein anderes Anfangswort im Evangelium. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ So beginnt Jesus sein öffentliches Wirken nach Markus. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es bei Hermann Hesse. Das vermag Hoffnung geben. Im Zentrum des Johannesprologs steht geschrieben: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ In Jesus hat Gott Wohnung genommen und in Nazareth unter den Menschen gewohnt. So unaufdringlich, so einfach mit den Menschen, dass sich die Menschen an seine Anwesenheit gewöhnt hatten, ohne zu ahnen, dass mitten unter ihnen einer ist, von dem Johannes der Täufer gesagt hat, er sei nicht wert ihm die Schuhriemen zu lösen.

Auf ebenso unaufdringliche und einfache Weise ist Gott gegenwärtig im täglichen Brot, das wir niemanden verwehren sollen – besonders aber im Eucharistischen Brot. Das Allerheiligste wird in unseren Kirchen im Tabernakel aufbewahrt. Wie unsere älteren Brüder und Schwestern wollen wir, wie jedes Jahr, hinausgehen durch die Straßen, auf die Plätze. In diesem, wie im letzten Jahr auch schon, tun wir es mit der dringlichen Bitte im Herzen, diese Pandemie möge schwinden. Und wir segnen auch heuer Stadt und Land und bitten Gott für Mensch und Natur.

Amen.

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