Zur Kurienreform "Praedicate Evangelium"
Während die Kirche auf der ganzen Welt sich auf den Abschluss der ersten Phase des synodalen Prozesses vorbereitet, hat der Heilige Vater nun eine weitreichende Reform der Kurie angekündigt. Papst Franziskus hat den Boden dafür seit längerem bereitet, angefangen mit der Familiensynode – hier steht die Würde der einzelnen Person im Mittelpunkt. Dann mit „Laudato si‘“, „Querida Amazonia“, und zuletzt mit der Enzyklika „Fratelli tutti“, die sich der universalen Geschwisterlichkeit widmet. Als Verbindung dieser beiden Pole, als Methode des Handelns im Sinne des Evangeliums tritt nun der synodale Prozess hinzu. Damit schließt sich ein thematischer Kreis, hier fügt sich auch die angekündigte Kurienreform ein. Der Heilige Vater orientiert sich an der ursprünglichen Geschwisterlichkeit in der Nachfolge Christi; „denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder“ (Mt 23,8).
In der Präambel der Apostolischen Konstitution „Praedicate Evangelium“ heißt es, dass jene, die künftig in der Kurie dienen, ausgewählt werden aus „Bischöfen, Priestern, Diakonen, Mitgliedern der Institute Geweihten Lebens und Gesellschaften Apostolischen Lebens, und Laien, die sich durch geistliches Leben, gute pastorale Erfahrung, Nüchternheit im Leben und Liebe zu den Armen, den Geist der Kommunion und des Dienstes, Kompetenz in der ihnen anvertrauten Materie, und die Fähigkeit zur Unterscheidung der Zeichen der Zeit auszeichnen“. Die neue Kurienverfassung wird also künftig allen Getauften ermöglichen, Leitungspositionen in den neu organisierten vatikanischen Abteilungen und Gremien einzunehmen. Diese Neuerung wird abseits der Organisation an sich zwei Auswirkungen haben: Zum einen werden Führungspositionen im Vatikan damit unabhängig vom Geschlecht zugänglich, zum anderen wird die bislang notwendige Verschränkung von Weihe und Leitung neu bedacht - sowohl der Dienst der Laien als auch der Dienst der Geweihten in der Kirche werden damit neu motiviert, neu gestaltet, neu belebt.
Diese Reform wird sich zweifellos auch auf die Ortskirchen der ganzen Welt auswirken. Sie fordert auch uns alle in den Diözesen auf, unsere Strukturen im Licht des Evangeliums neu zu denken. Wir tun gut daran, die Aufforderung, die der Papst implizit an uns alle richtet, aufzugreifen. Gehen wir also nun auch diesen Weg gemeinsam im Vertrauen auf die Führung und Begleitung durch den Heiligen Geist.