Zehnter Kardinal König Kunstpreis an Nika Kupyrova vergeben

SALZBURG (eds) / In einem feierlichen Festakt überreichte der Rektor des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell’Anima in Rom Michael Max im Namen des Kuratoriums des Kardinal König Kunstfonds und in Vertretung von Erzbischof Franz Lackner gestern Abend in St. Virgil Salzburg den Kardinal König Kunstpreis 2023 an Nika Kupyrova. Nominierte Künstlerinnen und Künstler, Kunstexpertinnen und Kunstexperten sowie Kunstinteressierte waren der Einladung zur Verleihung gefolgt, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Zum neunten Mal eröffnete die Geschäftsführerin des Kardinal König-Kunstfonds Antonia Gobiet die Ausstellung mit den eingereichten Werken aller nominierte Künstlerinnen und Künstler. Musikalisch begleiteten Cosima, Darius und Emilian Schmid sowie Ariane Haering den Abend.
Konzeptuell und sinnlich
„Beschenkt und mit großem Dank erfüllt, dass Sie uns mit Ihrer Kunst die inneren und äußeren Augen öffnen,“ zeigte sich Rektor Michael Max vom Werk Kupyrovas inspiriert. Der Anblick des prämierten Kunstwerkes habe bei ihm die Frage aufkommen lassen: „Woher kommt das Licht, das unsere Schatten erträglich macht, wenn nicht vom Betrachter selbst, der von der Kunst dazu inspiriert wird?“ Der Vertreter des Kuratoriums des Kardinal König Kunstfonds verwies auf den Zusammenhang von Kunst und Religion gerade in Zeiten von Unsicherheit und dem Bewusstwerden der Zerbrechlichkeit von Welt und Mensch: „Die Welt ist zerbrechlich. Das war sie immer schon. Sicherheit, oder besser gesagt Verlässlichkeit, gibt es nur, wenn sie immer wieder neu ausgehandelt und im Diskurs errungen wird. Die Menschheit hat zu Ausdrucksformen gefunden, in denen sie solche Seismografen birgt. Dazu gehört die Kunst, und wohl auch die Religion.“
Die Laudatoren Harald Krejci, Direktor Museum der Moderne Salzburg und Hemma Schmutz, künstlerische Direktorin Lentos Kunstmuseum Linz, betonten die Bedeutung des Kardinal König Kunstpreises als Instrument zur Förderung von Kunst und Kultur, die sich mit spirituellen und ethischen Fragestellungen auseinandersetzen. Die diesjährige Preisträgerin hinterfrage dabei nicht nur stereotype Geschlechterrollen und -hierarchien, wie sie etwa die Filmindustrie vermittelt, sondern unterlaufe auch konventionelle Wertehierarchien in Bezug auf die unterschiedlichen künstlerischen Medien. Schließlich sei ihr Werk „konzeptuell und sinnlich zugleich“ und berge „ein kritisches Potenzial, das auch in einer (selbst)ironischen Haltung gründet.“
„Kupyrova stellt in den disparat erscheinenden medialen Szenen und Formen ihrer Kunst einen inneren Zusammenhang her und rückt somit das Relationale, aber auch Fragmentierte von Wirklichkeit in den Vordergrund, “ zeigen sich die Laudatoren überzeugt.
„Dieser Preis ist auch eine willkommene Anerkennung meiner künstlerischen Praxis in einem Land, das schon seit 14 Jahren mein Zuhause ist,“ dankte Kupyrova in ihrer Rede und verwies auch auf die „fundierten Arbeiten“ aller nominierten Künstlerinnen und Künstler. „Es muss noch mehr getan werden“, merkte sie kritisch in Bezug auf die Kunstszene und ihre Förderung an und sprach vom „Prekariat des Künstlerberufes“.
Kunst und Kirche: ein fragiler, aber produktiver Dialog als Spur der Transzendenz
Luisa Ziaja, Kunsthistorikerin und Chefkuratorin des Belvedere in Wien, zeichnet in ihrem Impuls den bleibenden Dialog zwischen Kunst und Kirche als Frage nach dem Spirituellen nach: „Was Prälat Neuhardt im Jahr 2005 doch durchaus verhalten als Spuren des Transzendenten ausgemacht hat, ist in der Zwischenzeit zu einem Trend, ja zu einer starken Tendenz in der zeitgenössischen Kunst angewachsen. Gerade in den letzten Jahren sehen wir eine Konjunktur surrealer, irrationaler, mysteriöser wie auch spiritueller Aspekte, Ansätze und Ästhetiken.“ Die Kunsthistorikerin verwies dabei auf die Notwendigkeit, das Verständnis von Kunst zu erweitern: „Verstehen wir Kunst nicht nur als ein Instrument der Welt- und Selbsterkenntnis, sondern auch als ein Gefäß für das Unbeschreibliche, für das, was jenseits des Sagbaren das Wesen unserer Existenz ausmacht –, so stellt sie sich als engstens mit dem Spirituellen verbunden dar.“
Im nächsten Jahr wird der Preis 20 Jahre alt. „Der große Peter Simonischek hätte sich über dieses Jubiläum wohl mit uns gefreut. Er hat 2005 bei der ersten Preisverleihung Grußworte gesprochen; ich zitiere daraus: ‚So lassen Sie mich den Kardinal-König-Kunstpreis mit allen guten Wünschen begrüßen, die man einem Neugeborenen in die Wiege legt: vornehmlich ein langes Leben, Mut und Redlichkeit.‘“ Daran erinnerte Antonia Gobiet, die Kuratorin und Geschäftsführerin des Kardinal König Kunstpreises. Mit einer Kunstinstallation des ersten Preisträgers Hans Schabus in der Kollegienkirche und einer Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz, die im Laufe des Jahres in den Bildraum Bodensee wandert, werde man das Jubiläumsjahr 2024 feiern, so Gobiet.
Das prämierte Kunstwerk
„Women in Green“ ist der Titel der Reihe von installativen Objekten im Raum. Die prämierte Arbeit untersucht das Phänomen der Frauenarbeit anhand des Romans „The Hollow" (1946) von Agatha Christie und des Fachkatalogs „The Strange and Beautiful World of Orchids“ (1972).
Die Preisträgerin
Nika Kupyrova, geboren 1985 in Kiew, Ukraine, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Edinburgh College of Art und an der Iceland University of the Arts. Die Künstlerin arbeitet vor allem im Bereich der Skulptur. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. im Wien Museum MUSA Startgalerie und im Kunstraum La-keside sowie Gruppenausstellungen im WIELS Contemporary Art Centre, Kunstraum Niederösterreich und Mattress Factory Museum of Contemporary Art (Pittsburgh). Sie ist Preisträgerin des Erste Bank Art Award (2017). Nika Kupyrova lebt und arbeitet in Wien.
Sie entlehnt ihre Themen der Literatur und der digitalen Kultur und übersetzt sie in großformatige Multimedia-Installationen, die Ausstellungsräume als zu erkundende Parallelwelten begreifen. In diesen Welten ist nichts so, wie es scheint – Materialien imitieren andere Materialien, 3D und 2D werden austauschbar, und Objekte spiegeln sich medien- und disziplinenübergreifend.
Kupyrovas Hauptinteresse gilt der Gestaltung einer Narration im Ausstellungsraum, der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Forschung liegt auf Text und Sprache. Die meisten ihrer Projekte haben ihren Ursprung in literarischen Werken und umfassen in letzter Zeit Themen wie Futurismus, Magie, Technologie, Ökologie und Arbeit.
Beginn der Ausstellung aller nominierten Künstlerinnen und Künstler
Mit dem Festakt wurde auch die Ausstellung der 20 nominierten Künstlerinnen und Künstler im Kunstraum St. Virgil in der Ausstellung Kardinal König Kunstpreis 2023 eröffnet. Sie sind mit jeweils einem Werk vertreten. „Es stellt dies eine Besonderheit innerhalb der Preise und Zuerkennungen in Österreich dar, zumal nicht nur die prämierte Arbeit, sondern die Werke von sämtlichen Nominierten in der Schau präsentiert werden“, erklärt Geschäftsführerin Gobiet.
Über den Kardinal König Kunstpreis
Der biennal vergebene Preis des Kardinal König Kunstfonds der Erzdiözese Salzburg ist für junge in Österreich oder Südtirol lebende Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren vorgesehen. Er wurde 2004 auf Initiative von Prälat Johannes Neuhardt in Salzburg ins Leben gerufen und zum 100. Geburtstag von Franz Kardinal König am 3. August 2005 erstmals vergeben. Der Kardinal König Kunstpreis ist mit 11.000 Euro dotiert.