„Welttag der Kranken“ steht heuer unter Covid-Vorzeichen

WIEN (kap) / Menschen, die an körperlichen und seelischen Krankheiten leiden - darunter auch an Covid-19 – stehen diese Woche im besonderen Fokus der katholischen Weltkirche. Anlässlich des am Donnerstag begangenen „Welttags der Kranken“ wird in speziellen Gottesdiensten, bei Veranstaltungen der Krankenhausseelsorge mit teils auch bischöflicher Beteiligung sowie in Novenen (u.a. auf Radio Maria) für Menschen in Krankheit, Heilung oder auch im Sterben gebetet, sowie auch für Personen, die sich um Patienten kümmern. Der Welttag wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. – dem kirchlichen Gedenktag von „Unserer Lieben Frau von Lourdes“ – eingeführt und jährlich am 11. Februar begangen. Das diesjährige Motto ist das Jesus-Wort „Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder“.
Sensibler durch Krebs
Mehrere selbst betroffene Persönlichkeiten der katholischen Kirche äußerten sich anlässlich des Welttags und gaben Einblick in ihren Umgang mit Erkrankungen: Der Linzer Bischofsvikar Johann Hintermaier bezeichnete in einem Video auf der Homepage seiner Diözese die „Sorge füreinander und für das Leben“ als zentrale Botschaft dieses Tages. Als er von seiner Diagnose Krebs und den schlechten Prognosen erfahren habe, habe er nicht gewusst, wie es weitergehen solle. Er könne jetzt aber dank der Medizin „ganz gut leben“. Schwierig sei für ihn besonders gewesen, aus der unheilbaren Krankheit wieder „hineinzukommen in ein normales Leben“, so Hintermaier.
Kleine Momente hätten ihm dabei viel weitergeholfen, fuhr der Bischofsvikar fort, konkret: „Menschen, die einfach da waren, die mit mir geweint und mich in den Arm genommen haben.“ Er sei dadurch sensibler geworden dafür, „dort, wo man nichts mehr sagen kann, auch wirklich nichts zu sagen“. Als „Geschenk" seiner Krankheit habe er einen Blick „auf das, was noch da ist“, erhalten. Oft sei dies nicht viel, könne aber viel bewirken – wie etwa „ein Lächeln, ein offenes Ohr, ein netter Blick“. Dankbar sei er zudem für den Glauben „an einen Gott, der über dieses Leben hinausblicken kann und der mir sagt: Schau auf den Moment, denn der prägt das Ganze.“
Corona eine Läuterung
Mit dem Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke („missio“), P. Karl Wallner, meldete sich auch ein aktuell selbst mit Covid-19 Infizierter zu Wort: Trotz aller Maßnahmen dem „heimtückischen Virus“ nicht entkommen zu sein, sei auch für ihn als gläubigen Menschen eine Herausforderung und Belastung, bekannte der in Quarantäne befindliche Ordensmann auf Kathpress-Anfrage. „In den ersten drei Tagen, als es mir schlecht gegangen ist, habe ich automatisch gefragt: Warum lässt Du das zu, lieber Gott?" Die Sorge, andere angesteckt zu haben, komme dabei noch dazu. Der Nationaldirektor war vergangene Woche nach milder Symptomatik positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Er selbst versuche, die Situation als „Läuterung“ zu verstehen, erklärte P. Wallner. „missio“ sei bisher relativ gut durch die Krise gekommen, weshalb er selbst deshalb viele Ziele für die Weiterarbeit und für neue Aktionen gehabt habe. „Vielleicht hat der liebe Gott die Infektion zugelassen, um mir zu sagen, dass ich meinen Fokus korrigieren muss, dass es ja doch nur ein großes und letztes Ziel gibt“, so der Stift Heiligenkreuz zugehörige Zisterziensermönch. Die Päpstlichen Missionswerke hatten mit Beginn der Coronakrise im vergangenen Frühjahr tägliche Livestream-Mittagsmessen gestartet, die mit P. Wallners Erkrankung erstmals unterbrochen wurden. Im Zuge der Pandemie als langfristiges Großprojekt geplant ist zudem die Finanzierung der Errichtung eines Krankenhauses in Mosambik.
Kranksein als Teil des Menschenseins
Zu einem „gesunden Verhältnis zur Krankheit“ hat Bischof Manfred Scheuer (Diözese Linz) aufgerufen: Gesundheit stehe in Umfragen stets ganz oben auf der Rangliste der persönlichen Güter, und die Gesundheit – beziehungsweise die Krankheit – diktiere in Zeiten von Covid-19 praktisch alle Lebensbereiche, von Bildung und Wirtschaft über Politik, Kultur, Soziales bis hin zu Tourismus und Familie. Selbst die „noch nicht infizierten“ Bereiche würden von der Pandemie krank oder vulnerabel gemacht, bemerkte der Linzer Oberhirte am Sonntag in einer Predigt zum Welttag.
Durchaus zu einem Perspektivenwechsel befähigt in dieser Situation Scheuer zufolge der christliche Glaube: Er entlaste vom Druck, Wunden verstecken und innerweltlich Heil herstellen zu müssen und sehe in jedem Menschen ein Kind Gottes, das somit Würde und Qualitäten über rein wirtschaftliche Berechnungen und Kalkül hinaus besitzt. So sehr auch der Kampf gegen Krankheiten und der Wille zum Gesundwerden Heilungsprozesse verstärkten, gelte es, ernsthafte Krankheiten „in die eigene Lebensführung zu integrieren“, appellierte der Bischof. Eine Krankheit sei mitunter eine „Grenzsituation, die uns dazu mahnt, das eigene Leben unter ein neues Vorzeichen zu stellen“; auch die Abhängigkeit des Menschen von Gott werde dabei sichtbar.
Papst: „Gerechtere“ Gesundheitssysteme
Durchaus auch gesellschaftspolitische Anliegen verfolgt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der Kranken, in der er zu mehr Gerechtigkeit im Gesundheitssystem, aber auch zur persönlichen Zuwendung zu kranken Menschen aufruft. Gesundheit sei „ein primäres Gemeingut“, schreibt der Papst in Bezugnahme auf die aktuelle Pandemie: Sie habe „viele Unzulänglichkeiten der Gesundheitssysteme und Mängel bei der Betreuung Kranker ans Licht gebracht“. Politische Entscheider und die Verwalter von Ressourcen seien hier gefragt. Menschlich sei eine Gesellschaft nur in dem Maß, wie sie sich ihrer schwachen und leidenden Mitglieder anzunehmen vermöge.
Gleichzeitig habe die Pandemie auch „die Einsatzbereitschaft und die Großherzigkeit des Personals im Gesundheitswesen, von Ehrenamtlichen, von Arbeitern und Arbeiterinnen, von Priestern und Ordensleuten deutlich gemacht“, würdigt dies Franziskus. Mit Professionalität, Opferbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Nächstenliebe hätten sie vielen Kranken und deren Angehörigen geholfen, sie gepflegt, getröstet und versorgt. Um die Würde des Kranken und zugleich auch die Professionalität des Pflegepersonals sowie ein gutes Verhältnis zu den Familien der Patienten hochzuhalten, schlägt er einen auf Respekt, Vertrauen und Hilfsbereitschaft gründenden „Pakt zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden“ vor.